Filmpreis: Bayerisches Geld auch ohne Gala
Eigentlich beginnt das Kinobranchenjahr immer gleich am dritten Freitag im Januar mit einer Veranstaltung des Sehens und Gesehenwerdens: Im Bühnenlicht des Münchner Prinzregententheaters feiert sich eben nicht nur die bayerische Filmszene, sondern die deutsche. Das liegt auch daran, dass es wirklich was zu gewinnen gibt: 300.000 Euro insgesamt.
Aber wie feiert man in Coronazeiten und vor allem nach einem Kinojahr mit wenigen, angeschlagenen Filmstarts und einem Rückgang der Kinoeinnahmen um zwei Drittel?
Publikumswahl: Lieblingsfilm der letzten zehn Jahre
Da so wenige Filme gestartet waren, sollte das Publikum seinen Lieblingsfilm aus den Publikumspreisträgern der letzten zehn Jahre wählen - und es wurde "Leberkäsjunkie", stellvertretend für die ganzen Verfilmungen der Eberhofer-Krimireihe von Rita Falk. Und dass man den Drehbuchpreis Michael Herbig, Marcus H. Rosenmüller und Ulrich Limmer für den Film "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" gab, ist schon allein deshalb verwunderlich, weil der Film eben 2020 gar keinen Filmstart hatte und er jetzt erst einmal digital gestartet wird.
Auch in der diesjährigen TV-Aufzeichnung war Christoph Süß Gala-Moderator, allerdings ohne Gala - und ihm gelang eine amüsante Verleihung. Was auch daran lag, dass aus oft quälenden zweieinhalb Stunden mit unnötigen Showeinlagen eine kompakte Sendung von klassischer Kinolänge, also gut anderthalb Stunden wurde. Und vielleicht war der gewohnt freche Süß ohne Ministerpräsidenten oder BR-Intendantenzimmer-Riege vor sich noch freier, so dass er sich gleich mit dem kommunistischen Känguru aus Dani Levys "Känguru Chroniken"-Verfilmung identifizierte, mit Worten wie: "Fernsehen ist Vereinzelung, also kapitalistisch neoliberal." Kino wiederum erzeuge Gemeinschaft, wäre also sozialistisch. Und eine Filmpreisverleihung im TV, also Fernsehen über das Kino: sozialdemokratisch. Und als es um den Film der Nachwuchsdarsteller ging, in dem zwei Freunde gegen die Abschiebung des einen kämpfen, bekannte Süß, dass die Mehrheitsgesellschaft dafür verantwortlich sei, ob es Außenseiter und Ausgrenzung gäbe oder nicht - und nicht die Ausgegrenzten.
Ehrenpreis für Martina Gedeck
Insgesamt war dann die Auswahl der gewohnt schizophrene Spagat zwischen der Wahl der Besten innerhalb des deutschen Films, aber eben immer auch mit einem auf Bayern als Geldgeber schielenden Auge. Der Bayerische Ministerpräsident kann traditionell den Ehrenpreis verleihen und hat sich - gut beraten von der Jury - für Martina Gedeck entschieden.
Für den deutschen Film, der im Preisjahr den besten Gesamteindruck hinterlässt, wird der Produzentenpreis mit satten 200.000 Euro vergeben. Den bekam die Stefan-Zweig-Verfilmung "Schachnovelle" von Philipp Stölzl mit Oliver Masucci, der dafür auch den Darstellerpreis erhielt. Auch dieser Film ist erst für diesen Herbst im Kino geplant. Vielleicht hätte man besser den Bayerischen Filmpreis 2020 und 21 zusammenlegen müssen: für eine besonders glamouröse und mit größtem Geldregen gesegnete Veranstaltung im kommenden Januar.