Filmkritik: Das unerwartete Glück - Karin Varid spielt 49-jährige Schwangere
Karin Viard glänzt in "Das unerwartete Glück" als eine Frau, die mit 49 Jahren noch einmal Mutter wird.
Die Kommentare klingen nicht sehr ermutigend. Die eigene betagte Mutter fragt fassungslos, "Treibst du es immer noch mit Jean-Pierre?" Und die eigene Enkelin mault "Ich wusste nicht, dass Omas schwanger werden dürfen".
Nicole Payan (Karin Viard) wusste es bis dahin auch nicht und schaut entsetzt auf das Teststäbchen. Mit 49 schwanger? Das muss nicht sein. Aber nach einem seltenen Zwischendurch-Sex mit dem Ehemann ist jetzt Nachwuchs statt Menopause in Sicht. Eine böse Überraschung, weiß Nicole sowieso kaum noch, wie sie alles schaffen soll: den Job als Mautkassiererin an der Autobahn, die Pflege der gebrechlichen Mutter (Hélène Vincent), die Tochter Arielle (Manona Kneusé), die mit ihrem sechsjährigen Töchterchen bequem noch im Hotel Mama wohnt, dazu noch der seit Jahren arbeitslose Gatte (Philippe Rebbot), der ihre Brüste wie "Knetmasse" behandelt. Und einen Sohn gibt es auch noch, der als Koch auf einem U-Boot kaum erreichbar ist. Noch zwei Tage bleiben bis zur legalen Abtreibung.
Den Embryo nennt sie scherzhaft "mein Untermieter" und warnt ihn neckisch, er habe sich nicht die beste Vermieterin ausgesucht.
Nadège Loiseau gelingt das warmherzige Porträt einer chaotischen Familie von vier Generationen unter einem Dach, die zusammenhalten, sich aber auch unbequeme Wahrheiten um die Ohren hauen. Trotz ultrasentimentaler Musik und manchmal einfachem Humor unterhält die Komödie klug und ohne Zynismus bei ernsten Themen wie Gemeinschaft, Alter, Tod. Auch wenn auf den letzten Metern die Komik aus dem Ruder läuft und der Witz schwächelt, verzeiht man der hinreißend auftrumpfenden Karin Viard alles, ob sie Frauenarzt-Fantasien nachhängt oder sich stolz mit einem Kissen vorm Bauch im Spiegel betrachtet. Sie ist wie immer unschlagbar gut, wenn sie hier als starke Frau mit einem fürsorgebedürftigen Mann im Schlepptau tagein tagaus fürs Funktionieren sorgt und irgendwann aus Selbsterhalt die Reißleine zieht, was bei den Payans, der nervigen, aber liebenswerten Mischpoke, eine Herausforderung ist.
Kino: City, Solln, Münchner Freiheit sowie Theatiner (OmU) Regie: Naddége Loiseau (F, 100 Min.)
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