Fantasy-Filmfest München: Traumatisierte Clowns, Vegetarier und Profikiller

Am Mittwoch startet in München das 31. Fantasy-Filmfest mit vielen Streifen nur für Erwachsene.
Florian Koch |
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Daniel Radcliffe (re.) kämpft sich in "Jungle" durch den Regenwald.
Fantasy-Filmfest Daniel Radcliffe (re.) kämpft sich in "Jungle" durch den Regenwald.

Ruhig bleiben, nicht ansprechen, auf keinen Fall provozieren und im Zweifelsfall eine Trillerpfeife benutzen, um sein Gegenüber zu schocken. Kaum zu glauben, aber mit diesen Tipps der Polizei sollten sich die Münchner im Herbst 2016 zur Wehr setzen, falls sie auf der Straße einem Horror-Clown begegnen. Das leider gar nicht lustige Phänomen findet nun ein Jahr später seine Fortsetzung – glücklicherweise nur im Kino.

Pennywise könnte als der Urvater des wenig erfreulichen Trends durchgehen. Ein durch und durch bösartiger Harlekin, der im Roman "Es" bereits 1986 in der fiktiven US-Kleinstadt Derry Jagd auf Kinder machte. Erfunden hatte diese furchteinflößende Figur Stephen King, nun eröffnet die mit Spannung erwartete Neuverfilmung von "Es" (6. September., 20 Uhr) das 31. Fantasy Filmfest.

Ein Coup für den Festivalleiter Rainer Stefan. Denn in den letzten Jahren fiel es auch ihm und seinem Team immer schwerer, die potenziellen Kassenknüller noch vor dem US-Kinostart zu zeigen.

"Super Dark Times", "Land of the Little People", "Playground"

Der packende Gruselfilm steht aber auch thematisch für das mit 52 Genre-Beiträgen gespickte Festival, das vom Sommer etwas weiter in den Herbst hineingerückt ist, um den Fans eine qualitativ noch bessere Film-Auswahl zu bieten. Wie in "Es" sind es vor allem am Rand der Gesellschaft stehende, von Klassenkameraden gehänselte Jungs, die im Mittelpunkt der oft schmerzhaften Geschichten stehen. So auch im atmosphärischen, an die Netflix-Serie "Stranger Things" erinnernden Beitrag "Super Dark Times" (8. September, 20:45 Uhr). Der feinfühlige, in den frühen 90er Jahren spielende Erstling des US-Regisseurs Kevin Phillips zeigt, wie ein tragisches Unglück das Leben von vier Freunden für immer verändert.

Vier Teenies sind es auch, die sich vor dem Hintergrund des Palästinenser-Konflikts in der wütenden israelischen Coming-of-Age-Parabel "Land of the Little People" (13. September, 16:45 Uhr) ein erschreckend sinnlos erscheinendes Scharmützel mit zwei Deserteuren liefern. Wie Gefühllosigkeit und Gewalt in Familien so manche Kids nachhaltig prägen veranschaulicht "Playground" (8. September, 16 Uhr), der vielleicht schonungsloseste Film in diesem Jahr. Basierend auf einem wahren Fall und inszeniert im kühl-naturalistischen Stil eines Michael Haneke schildert Bartosz M. Kowalski die Quälereien zweier polnischer Jungs an einem etwas pummeligen, unschuldigen Mädchen.

"Raw", "Replace", "Shock Wave", "The Villainess"

Ein ähnlich harter Brocken ist der auf zahlreichen Festivals ausgezeichnete "Raw" (7. September, 20:30 Uhr). Eine an der Uni drangsalierte Veterinärmedizinerin wandelt sich hier von einer Vegetarierin zur Fleischesserin – mit Vorliebe für Blutiges. All diesen Werken sind eine kompromisslose Erzählweise und die klar erkennbare Handschrift junger mutiger Filmemacher gemein. Bis auf "Raw" konkurrieren sie auch im Wettbewerb "Fresh Blood", in dem die Zuschauer über den ihrer Meinung nach besten Nachwuchs-Schocker entscheiden können.

Ein solcher war 2011 der Endzeit-Thriller "Hell" des HFF-Absolventen Tim Fehlbaum. In seine Fußstapfen tritt diesmal Felix von Poser. Der Münchner Produzent ("König Laurin") präsentiert mit Regisseur Norbert Keil die international besetzte Anti-Aging-Satire "Replace" (13. September, 20:45 Uhr).


Baller-Baller: Ok-bin Kim in "The Villainess".

Nicht zu ersetzen sind beim Fantasy Filmfest auch die Beiträge aus Asien. Dabei haben es selbst solch visuell herausragende Filme wie der Tunnel-Thriller "Shock Wave" (12. September, 16:15 Uhr) oder der diesjährige Abschlussfilm, der halsbrecherische koreanische Actionknüller "The Villainess" (16. September, 21:45 Uhr) um eine traumatisierte Profikillerin immer schwerer, einen Platz in den deutschen Kinos zu finden. Umso willkommener sind sie dafür auf dem Fantasy Filmfest, das weder Länder- noch Geschmacksgrenzen kennt.

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