Eröffnung des 42. Filmfests München: Markus Söder unterm Regenbogen und das Publikum als Klatsch-Affen
An den Politikern lag es diesmal nicht, dass das Filmfest München erst nach anderthalb Stunden Vorgeplänkel mit dem Film "The Ballad of Wallis Island" eröffnet werden konnte. Bis dahin hatte die sympathische BR-Moderatorin Christina Wolf allerdings das Publikum zu permanenten Klatschaffen gemacht: nach jeder Erwähnung von Sponsoren ("Hofbräu spendiert das Bier"), von Jurys (von denen es immerhin sieben gibt), von Checker Tobi Krell (der kuratiert mit Julian Janssen das Kinderfilmfest CineKindl) und jeder politisch korrekten Selbstdefinition des 42. Filmfests München als "offen, liberal und für gesellschaftlichen Zusammenhalt" (Festivaldirektor Christoph Gröner - und das alles gleich noch einmal auf Englisch durch die künstlerische Leiterin Julia Weigl).
Es zog sich ein bisserl.
Ministerpräsident Markus Söder, posierte am Roten Teppich mit Tochter Gloria Burkandt, saß derweil auf Kohlen – als dann auch noch der Vertreter der Stadt München, Bürgermeister Dominik Krause, vor ihm auf die Bühne gebeten wurde. Da bis dahin der CSD schon fünf Mal erwähnt worden war, auch dass das Filmfest München zusammen mit den Kammerspielen teilgenommen hatte, war der Applaus für den Grünen tosend.

Der allerdings überraschte mit einem Lob auf Söder: "Nicht nur am Münchner Rathaus ist der Regenbogen beflaggt. Auch am Landtag und an der Staatskanzlei – im Gegensatz zu Berlin: Danke, Herr Söder." Und dann dankte Krause auch dafür, dass der Ministerpräsident generell die queeren Probleme ernst nehme und angehe.
Söder - ein Cineast, der auch mal eine Träne verdrückt
Bei so viel grüner Umarmung durfte dann Söder das Filmfest offiziell eröffnen. Zuvor hatte er sich erneut als Cineast bezeichnet, der bei bewegenden Familiengeschichten auch mal schlucken müsse, wie bei "Everybody’s Fine" mit Robert De Niro. Und dass der Tod von Captain Kirk ihn als Junge "fast aus der Bahn geschmissen" hätte.

Söder bekannte sich unter großem Applaus: "Nicht jedem muss jeder Film gefallen. Aber ein Künstler muss die Freiheit haben, einen Film so zu machen, wie er ihn sich vorstellt. Autokraten bekämpfen als erstes die Freiheit der Kunst. Die aber gehört zum Wesen einer Demokratie. Und die darf an Kunst nicht sparen." Das klang an diesem feierlichen Abend keineswegs nach Phrase, sondern überzeugend.

"The Ballad of Wallis Island" - aber ohne Untertitel
Dann endlich kam die britische Tragikomödie "The Ballad of Wallis Island", in der es um verlorene Liebe, Einsamkeit, aber auch und die heilende und befreiende Kraft der Musik geht - und das hat an diesem Abend jedem der 1600 geladenen Gäste in der Isarphilharmonie gefallen. Das einbzige Proble3m: Keine deutschen Untertitel - und das bei einem harten wallisischem Thema.
Unter den dennoch vom Film angetanen Gästen: Veronica Ferres, Maria Furtwängler, Uschi Glas, Michaela May, Jutta Speidel, Rosalie Thomass, Christine Neubauer, Cathy Hummels, Lisa Maria Potthoff oder Max von der Groeben.