Einzigartig, zum Bauklötze staunen - "The Lego Movie" in der AZ Kritik
„The Lego Movie“ hat weltweit bereits 400 Millionen Dollar eingespielt - jetzt kommt der Film in die deutschen Kinos und überwältigt als 3D-Abenteuer über wahres, kreatives Heldentum
Welches Dasein ist nicht eine einzige Baustelle, wird dabei von festen Regeln bestimmt, aus denen der kreative Ausbruch nur schwer möglich ist?
Die zusammengestückelte Existenz, in die uns „The Lego Movie“ einführt, schmiegt sich rasant und klobig an unsere eigene an, ist ein Noppenstück weit ins Extrem gedreht, zu einer Diktatur des Wohlseins: Lego-Bauarbeiter Emmet wacht auf und folgt den alltäglich gleichen Anleitungen (Schritt Eins: Atmen!), um dann seinem Job in der von Lord Business regierten Lego-Welt nachzugehen, fröhlich, weil hier alle fröhlich sind, begleitet von dem einzigen Song, den die Lego-Radiostation dauernd spielt: „Hier ist alles super, hier ist alles gut, denn du bist nicht allein!“
Satire auf eine zwanghaft positive Welt
Als Satire auf unsere vernetzte Like-Button-Welt funktioniert „The Lego Movie“ sofort. Emmet, der langweilig willenlose Erfüller seiner täglichen Aufgabe, gerät jedoch ein wenig aus dem Takt, als er beim Nachhauseweg von der Arbeit ein Geräusch hört, ein weibliches Wesen sieht, Wyldstyle, die ihn Bauklötze staunen lässt, das „Du“ auf Emmets Lippen plötzlich endlos.Er findet kurz darauf den „Stein des Widerstands“, was ihn einer alten Prophezeiung gemäß zum „Besonderen“ macht, der die Lego-Welt vor den Plänen von Lord Business retten soll. Ganz klassisches Heldenkino also, aber der brillant 3D-animierte Film des Regie-Duos Phil Lord und Chris Pratt baut die Mythen nach Belieben immer wieder auf und auseinander, hin zu einem sehr demokratischen Verständnis von Einzigartigkeit.
Grobmotorik, perfekt animiert
Die Lego-Welt selbst ist eine der Kopien, sowohl was die Figuren als auch die Orte angeht. Emmet bewegt sich durch allerlei Lego-Panoramen, die auch die Filmgenres einbegreifen, vom Wilden Westen bis zur Science-Fiction. Dabei trifft er eine Heerschar von Figuren, die den Weg vom Kino ins Lego-Universum fanden, darunter die Star-Wars-Krieger oder Comic-Heroen, die schon alle möglichen Verwandlungen im Lauf der Popgeschichte hinter sich haben. Die Lego-Version von Batman hat noch einen schön ursprünglichen Ingrimm und bewegt sich wie alle anderen mit einer kantigen Motorik, die dem gewohnt eleganten Fluß der Animation witzig und künstlich altmodisch entgegenläuft.
Ein Plädoyer fürs kreative Chaos
Ein Retro-Abenteuer, ultramodern, für die kleinen und die großen Bastler – „The Lego Movie“ spricht alle überbordend smart an und hat folgerichtig bereits über 400 Millionen Dollar weltweit eingespielt. Man möchte den Film gerne ein zweites Mal sehen, weil er viele Sinnebenen öffnet und vielleicht sogar Anleitung gibt, wie wir all die Vorstellungen, an denen wir festkleben, einfach mal wegwerfen sollten, ab ins kreative Chaos.
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