„Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“: Die fremde Mutter

Natalie Portmans Verfilmung von Amos Oz’ Bestseller „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“.
von  Diemuth Schmidt
Natalie Portman.
Natalie Portman. © R. Mendelson

Als Natalie Portman vor sieben Jahren den autobiographischen Roman „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ von Amos Oz las, war sie bewegt. Jetzt hat die in Jerusalem geborene Schauspielerin das Werk inszeniert, und zwar auf Hebräisch. Ihr Regiedebüt ist kein perfekter, aber mit Herzblut inszenierter Film.

Er erzählt vom Entstehen des neuen Staates Israel und dem gleichzeitigen Verfall einer Familie. Dieses Israel wirkt bedrückend, selbst wenn die Sonne scheint. Immer muss sich der kleine, einfühlsame Amos fragen, wie es seiner Mutter geht, was sie bedrücken könnte. Denn die Versprechungen eines Landes, in dem Milch und Honig fließen sollen, entpuppen sich für sie als Alptraum, ebenso die leidenschaftslose Ehe mit einem ehrgeizigen Intellektuellen. Schließlich lässt sie ihren Sohn mit der großen ungeklärten Frage zurück: Warum hat sie sich das Leben und ihm die Mutter genommen?

Der alte Amos (Alex Peleg) erinnert sich im Film: an die geliebte Mutter und daran, wie er zu dem wurde, was er ist – ein erfolgreicher Schriftsteller. Autobiografisches und Fiktion vermischen sich, aber wichtiger ist das vermittelte Gefühl.

Dafür stehen die Geschichten aus Fanias früherem Leben in Polen und die verwirrenden Gleichnisse, die sie abends ihrem kleinen Sohn erzählt. In diesen Filmen im Film steckt so viel, dass man es beim ersten Ansehen kaum erfassen kann.

Natalie Portman hat den üppigen Stoff insgesamt gut in den Griff bekommen. Nur ein paar Nahaufnahmen auf ihr Gesicht hätte sie sich sparen sollen, zumal Fania nicht nur sich selbst, sondern auch dem Zuschauer fremd wird.


Regie: Natalie Portman (IL/USA, 98 Min.)

Kinos: City, Monopol

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