"Eine Frau mit berauschenden Talenten" in der Kino-Kritik: Hasch, Geld und Chuzpe

Eine Tragikomödie mit Krimiflair: Isabelle Huppert ist "Eine Frau mit berauschenden Talenten".
Adrian Prechtel
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Teamarbeit: Isabelle Huppert und ihr neuer Mitbewohner, der Schnüffler genannt DNA, sind schneller als die Polizei erlaubt.
Teamarbeit: Isabelle Huppert und ihr neuer Mitbewohner, der Schnüffler genannt DNA, sind schneller als die Polizei erlaubt. © Verleih

Nein, ihre Maske ist nicht corona-bedingt, sondern dem Einsatz geschuldet: Denn Patience Portefeux stürmt mit einer Pariser Antidrogeneinheit eine Großdealerwohnung. Später im Film wird sie für einen privaten Coup kurz die Seite wechseln. Da trägt sie ein Designer-Kopftuch, um arabischen Dealern eine Ladung Marihuana anzudrehen.

Isabelle Huppert im Film: umwerfend cool und unterkühlt witzig

Dass sie so wendig zwischen diesen Milieus wechseln kann, liegt an einem Können: Patience spricht fließend Arabisch und ist Dolmetscherin der Polizei. Isabelle Huppert spielt diese Frau umwerfend cool, immer energetisch und manchmal unterkühlt witzig - also mit ihren titelgebenden "berauschenden Talenten".

Ihr Chef (Hippolyte Girardot) ist in diese starke Frau verliebt, lässt sich deshalb auch anfangs täuschen, wenn sie einen alten Polizeihund aus dem Tierheim holt - angeblich aus Tierliebe, was man dieser distanzierten, sehr unabhängigen Frau aber nicht glauben kann. Und als er sie dann doch klar erkennt, und ein Katz- und Mausspiel beginnt, kann er auch mal sein legales Auge zudrücken.

Es gibt viele Filme, in denen der Zuschauer mit dem Gauner oder der Gaunerin sympathisiert, vor allem, wenn er die kriminelle Perspektive übernimmt. Patience spielt ihr Doppelspiel, weil sie Geld braucht, um ihrer Mutter das Altenheim weiter zu finanzieren.

"Eine Frau mit berauschenden Talenten": Subtil und sozialkritisch

Aber der Film spielt auch hier nicht die sentimentale Karte aus, denn die Mutter ist nicht der Typ der mitleiderregenden Alten. Weil ihre Pflegerin eine schlecht bezahlte Migrantin ist, hat der Film auch noch einen subtil sozialkritischen Aspekt. Und das arabische Drogenmilieu wird hier nicht als hochgeputschtes Feindbild gezeigt, sondern als Normalität - die es aber natürlich zu bekämpfen gilt.

All das verwischt Klischees und überrascht. Der Film von Jean-Paul Salomé ist aber vor allem auch kitzlig, weil in dieser Tragikomödie diese Patience Portefeux - typisch für Huppert-Rollen - keine Sympathieträgerin ist. Dafür ist sie zu zynisch, egoistisch. Doch schauen wir ihr in ihrer Schlagfertigkeit und Raffinesse so gerne zu, dass wir ihr gutes Gelingen wünschen.

Und hier schimmert eine weiter Eleganz des Filmes mit seinen vielen Krimi-Elementen durch: Er erklärt genug, lässt aber immer noch andere Ebenen durchscheinen, die sich zwar nach und nach enthüllen, aber nie ganz ihr Geheimnis verlieren. Denn dazu ist der menschliche Charakter einfach zu schillernd. Besonders der von Isabelle Huppert.


Kino: ABC, Cinemaxx, City, Solln, Rottmann sowie Monopol (auch OmU) und Theatiner (OmU), Buch und Regie: Jean-Paul Salomé (F, 106 Min.)

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