Ein Prosit der Schonungslosigkeit

Axel Ranisch macht sich in „Alki Alki“ Gedanken über den Suff und zaubert daraus eine sehenswerte Tragikomödie über einen Typen, der nicht erwachsen werden will und für den Suff lebt.
Margret Köhler |
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Ob Komasaufen oder Rauschtrinken, billiger Schnaps oder teurer Schampus, fast zehn Millionen Deutsche konsumieren zu viel Alkohol und riskieren ihre Gesundheit. Passend dazu ein Film über Alkoholiker ganz ohne pädagogischen Zeigefinger oder moralinsaure Mahnung.

Berlins Wunderknabe Axel Ranisch (Film-, Oper- und Fernsehregisseur, Darsteller) liefert keine „Depri-Nummer“, sondern eine fast märchenhafte Tragikomödie über einen Typen, der nicht erwachsen werden will, ein Leben im Suff führt und Ehe und Job aufs Spiel setzt.

 

Wie der Alkohol das Leben zerstört ...

 

Dabei hat dieser Architekt alles, was er zum Glücklichsein braucht, eine tolle Frau, drei Kinder und einen Kompagnon, der ihm im Büro trotz ständigem Ärger den Rücken frei hält. Mit seinem Freund „Flasche“, den seltsamerweise außer ihm niemand sehen kann, zieht er nachts um die Häuser und schläft tagsüber seinen Rausch aus. Bald ist der Führerschein futsch, die Auftragslage mau und das Liebesleben lädiert. Kein Grund für die beiden moppeligen Mittvierziger es nicht weiter krachen zu lassen, bis Tobias ganz unten ist.

Ob er den Absprung in letzter Minute schafft und den bösen Geist vergrault, bleibt offen. Wie ihm „Flasche“ als Alkoholsucht in Menschengestalt im Nacken sitzt und sein nur zu williges Opfer zu immer neuen Exzessen motiviert und dessen Besserungsversuche sabotiert, das entpuppt sich als Gratwanderung zwischen himmlisch schrägen Humor und Absturz in die Tiefen der Säuferhölle.

 

Herz und Verstand - Leichtigkeit und Probleme

 

Ranisch, der im Sommer die Oper „Pinocchio“ in der Reithalle inszenierte, kombiniert in seinem vierten Film brillant Herz und Verstand, Leichtigkeit und Problemschwere, zeichnet seinen kaputten Helden mit Sympathie, aber auch brutaler Schonungslosigkeit.

Die Geschichte dieses Außenseiters entwickelte sich beim Drehen in großer Improvisationslust, ein lebendiger und kreativer Prozess, bei dem klar war, was passierte, aber nicht, wie es passierte. Wieder dabei sein bewährtes Darsteller-Dreamteam Heiko Pinkowski und Peter Trabner aus „Dicke Mädchen“ und „Reuber“, umwerfend komisch Iris Berben in einem Gastauftritt als trinkfreudige Russin.

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