Ein neuer Stern am Agenten-Himmel?

Belebt "American Assassin" das Anti-Terror-Agenten-Genre wieder? Ist Mitch Rapp der neue Jason Bourne und sind blinde Rachefeldzüge immer angemessen?
Sarah Schindler |
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Mitch Rapp (Dylan O'Brien) geht bei Stan Hurley (Michael Keaton, oben) in eine harte Schule.
2017 Christian Black / Studiocanal Mitch Rapp (Dylan O'Brien) geht bei Stan Hurley (Michael Keaton, oben) in eine harte Schule.
Ein sonniger Tag auf Ibiza: Das Meer ist ruhig, die Stimmung ist gut, und die Party im Strandressort ist schon kräftig im Gange. Alles ist gut - bis Schüsse
fallen. Islamisten stürmen den Strand und schießen wahllos um sich. Viele Menschen werden getötet, zahlreiche liegen verletzt im Sand. Was macht das mit einem, wenn man dort ist und einen geliebten Menschen verliert? Rechtfertigt das blinde Rache? Der ungestüme Mitch Rapp steht genau vor diesem inneren Konflikt und begegnet ihm mit blinder Wut - zunächst. Denn er ist für Größeres bestimmt - nämlich ein "American Assassin" zu werden, den Drahtziehern hinter den Anschlägen den Garaus zu machen und die Welt vor einem Nuklearangriff zu bewahren. Romane, in denen ein junger Mann sich auf eigene Faust als Anti-Terror-Agent gegen das Böse durchschlägt, gibt es einige: Robert Ludlum schuf Jason Bourne, Lee Child
seinen Jack Reacher und Vince Flynn analog dazu Mitch Rapp. Flynns elfter Roman und Bestseller schafft es nun auf die Leinwand und versucht sich in die Erfolgsriege der schnellen und actionreichen Agentenfilme
aus Hollywood einzureihen. Dass das geradezu nach einer mehrteiligen Reihe schreit, ist offensichtlich. Ob es eine weitere braucht, dagegen fraglich. Mitch Rapp (Dylan O'Brien) hat gerade seiner Freundin Katrina (Charlotte Vega) einen Antrag gemacht, und die Welt könnte für die beiden nicht schöner sein. Doch die Strandidylle und das Glück der beiden wird durch einen Terrorangriff zerstört. Katrina wird getötet, Mitch bleibt verletzt zurück. Traumatisiert kehrt er nach Hause zurück, sinnt auf Rache und trainiert sich selbst zur Kampfmaschine. Sein Plan: Die verantwortliche Terrorzelle
infiltrieren und die Hintermänner töten. Das bleibt natürlich nicht unentdeckt - die CIA-Vizedirektorin Irene Kennedy (Sanaa Lathan) wird auf den Rohdiamanten aufmerksam. Um Mitch noch effizienter werden zu lassen, schickt sie ihn in das Bootcamp von Stan Hurley (Michael Keaton), der mit seinen unorthodoxen und knallharten Methoden aus jungen Männern unerbittliche Eliteeinheiten macht. Denn es geht um viel mehr als nur um einzelne Terrorzellen - eine Nuklearkatastrophe
muss verhindert werden, und Mitch ist genau der Richtige, um den Drahtzieher, den mysteriösen Ghost (Taylor Kitsch), zur Strecke zu bringen. Vince Flynn schuf mit Mitch Rapp einen rauen, kantigen und unbändigen jungen Mann, der mit blinder Wut Jagd auf die Mörder seiner Verlobten macht. Dieser Rachedurst und die Widerspenstigkeit gehen Dylan O'Brien genau dann verloren, als er auf Michael Keaton
als knallharten Ausbilder trifft. Der Bart kommt ab, der zunächst erfrischend uneinsichtige Krawallo mutiert zum Milchbubi. Das überträgt sich leider auch auf die Story: So verkommt "American Assassin" zu einem mittelmäßigen Actionfilm mit zwar tollen Nahkampfszenen, aber einer absolut vorhersehbaren 08/15-Geschichte. Was wie ein Rachefeldzug eines jungen Mannes anfängt, entwickelt sich zu einem patriotischen Matsch aus Bootcamp-Parolen, der auch eine überlange, mäßig inszenierte "Homeland"-Folge sein könnte. Das wird der Romanvorlage eher nicht gerecht. Somit bleibt nur zu hoffen, dass eventuelle Fortsetzungen sich mehr an den Originalen entlang hangeln
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