Ein Feuerwerk! – verpufft

„Die fantastische Welt von Oz“: Wie aus einem Scharlatan der berühmte Zauberer wurde. Disneys 3D-Prequel beginnt amüsant und vergeigt dann wieder vieles kitschig und platt
Adrian Prechtel |
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„Die fantastische Welt von Oz“: Wie aus einem Scharlatan der berühmte Zauberer wurde. Disneys 3D-Prequel beginnt amüsant und vergeigt dann wieder vieles kitschig und platt.

MÜNCHEN - Am Anfang eine Verheißung: Nostalgie-verliebt entführt ein Scherenschnitt-Papiertheater mit psychodelischen Tricks den Zuschauer in eine fantastische Welt – in schwarz weiß. Dann sind wir – im ungewohnt alten, fast quadratischen Filmformat – in der Entstehungszeit des Romans von Lyman Frank Baum vor hundert Jahren. James Franco ist hier Zauberbuden-Scharlatan und notorischer Frauenheld im Zirkuswagen. Wie raffiniert diese witzig-überbordenden Slapstick-Eingangssequenzen sind, merkt man noch einmal in der Mitte des Filmes: Denn jede Begegnung in der Jahrmarktswirklichkeit hat seine psychologische Entsprechung in der „fantastischen Welt von Oz“.

In die stürzt der feige, aber supercharmante Franco als Heißluftballon-Gestrandeter aus dem Auge eines Wirbelsturms. Und hier wächst er über sich hinaus und wird zum legendären Zauberer von Oz, der aber auch Eifersuchts-Zwietracht auslöst und so die Hexen endgültig teilt in gute (die hier süßliche Michelle Williams) und böse (optische Lack-Leder-Lust: Mila Kunis und diabolisch-schön: Rachel Weisz). Der Film übernimmt einige Original-Romanfiguren und erfindet neue: wunderbar witzig sind die fleischfressenden Riesenpflanzen mit nächtlichen Glubsch-Leuchteaugen. Das Problem des Filmes fängt aber in der Mitte an: Es ist, als ob den Machern (wie „Spiderman“-Regisseur Sam Raimi) die Fantasie ausgegangen wäre und nur noch Ideen-Raubzüge veranstaltet werden: bei „Alice im Wunderland“, Harry-Potter und Grimms Giftapfelgeschichten.

So zeigt sich in der zweiten Hälfte eine Dürftigkeit der Figuren und Handlung, die kaum durch den grellen Überzug effektvoller 3D- und Tricktechnik-Leistungsschauen mit Seifenblasen-Flügen zu überdecken ist. Das Dorf der pazifistischen Hobbit-Guten ist eine halbdebile Spießerwelt, in der Franco zur heilsbringenden Führer-Figur aufsteigt. Der Showdown mit den bösen Hexenschwestern ist dann nur noch lächerlicher Budenzauber. Und der dramaturgisch zwingende Märchen-Zauberer-Hexen-Prinzenkuss zwischen Williams und Franco ist dann derart dramaturgisch und emotional schlecht vorbereitet und steril, dass es unfreiwillige Ironie ist.

So wird aus anfänglichem Witz, Stil und Geist, ein plattes 3D-Kitsch-Kabinett.

Kino: Leopold, Royal, Cinemaxx, Gloria sowie Mathäser (auch OV) und Cinema, Museums Lichtspiele (OV) R: Sam Raimi (USA, XXX Min.)

 

 

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