Kritik

Ein Dia-Abend mit Robert De Niro

Treffen der Altmeister: Barry Levinson dreht mit "The Alto Knights" einen Mafiafilm, der kein Klassiker werden wird
Volker Isfort
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Robert De Niro als Frank Costello and Debra Messing als Bobbie Costello in "The Alto Knights"
picture alliance/dpa/Warner Bros. Entertainment Inc. 2 Robert De Niro als Frank Costello and Debra Messing als Bobbie Costello in "The Alto Knights"
Robert De Niro als Frank Costello
picture alliance/dpa/Warner Bros. Entertainment Inc. 2 Robert De Niro als Frank Costello

Diese drei Giganten schreiben sei Jahrzehnten Filmgeschichte. Was also soll man erwarten, wenn sich Regisseur Barry Levinson ("Rain Man"), Drehbuchautor Nicholas Pileggi ("Goodfellas", "The Irishman") und Robert De Niro für einen Mafiafilm zusammentun? Am besten nicht zu viel.

Der 92-jährige Pileggi hat für "The Alto Knights" die Lebensgeschichte der realen Mafiosi Vito Genovese und Frank Costello verarbeitet, die schon als Jugendliche in New York in kriminelle Machenschaften verstrickt sind, die gleichen Aufstiegsträume hegen und durch die Prohibition reich werden.

Der in der Nähe von Neapel am Vesuv geborene Vito ist von vulkanischem Temperament, der Kalabrese Frank hingegen ein Mensch mit strategischem Charakter, der lieber unauffällig statt impulsiv die Geschäfte vorantreibt. Zwei Seiten einer Medaille also, weshalb Barry Levinson auf die nicht unbedingt zwingende Idee verfiel, beide Rollen mit Robert De Niro zu besetzen. Aber auch in den langen Gesprächssequenzen zwischen Frank und Vito entwickelt der doppelte De Niro keine besondere Magie. Die größeren emotionalen Ausbrüche bleiben auf Vito beschränkt, der im Gegensatz zu Frank ins Drogengeschäft einsteigen will. Der Keim, der zur Entfremdung der früheren Unzertrennlichen führt. Und zu unerbittlichen Auseinandersetzungen.

Robert De Niro als Frank Costello and Debra Messing als Bobbie Costello in "The Alto Knights"
Robert De Niro als Frank Costello and Debra Messing als Bobbie Costello in "The Alto Knights" © picture alliance/dpa/Warner Bros. Entertainment Inc.

Gleich zu Beginn des Films wird auf Frank geschossen

Gleich zu Beginn, im Jahr 1957 wird Frank beim Betreten eines Aufzugs in den Kopf geschossen. Und am Ende des Films, wenn alles erzählt und gezeigt ist, wird er vor dem Diaprojektor sein Leben bilanzieren: "So war das."

Wen diese Erzählstruktur an "Casino" erinnert, liegt nicht ganz falsch, schließlich war auch hier Pileggi für das Drehbuch verantwortlich. Nur führte damals Martin Scorsese Regie und dessen fiebriger, kreativer Innovationslust hat Levinson nichts entgegenzusetzen. Die übliche Geschichte von Freundschaft, Verstimmung und Verrat inszeniert der 82-jährige Regisseur in betulichem Tempo.

Robert De Niro als Frank Costello
Robert De Niro als Frank Costello © picture alliance/dpa/Warner Bros. Entertainment Inc.

Und weil das Budget sichtbar kleiner ist als beispielsweise bei "The Irishman" gibt es statt szenischer Rückblenden viele Schwarz-weiß Fotos, die den jungen De Niro zeigen, oder die zahlreichen Opfer der Mafia- und Bandenkriege. Mit Frank, dem Erzähler aus dem Off, entwickelt  der Film  bisweilen einen halbdokumentarischen Charakter, aber keinen epischen Atem. 

Bei den großen Mafia-Klassikern ging es nie allein  um die Story, sondern auch um Szenen, die Filmgeschichte schrieben: Michaels Rachefeldzug in "Der Pate 1", die Wüstensequenz in "Casino", der Clubbesuch in "Goodfellas" oder der Gewaltausbruch bei der Versammlung in "Untouchables".

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Levinsons solide altmodisches Mafiadrama "The Alto Knights" wird allerdings den Weg vom Kino in die Streamingdienste antreten müssen, ohne auf filmische Ewigkeit hoffen zu dürfen.

R: Barry Levinson (USA 123 Min.) K: Cinema (OV), Mathäser, Museum Lichtspiele (OV)

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