Edgar Selge ist ein Wagner-Fan geworden

Der Schauspieler verkörpert im Film „Ludwig II.“ den umstrittenen Komponisten
Axel Schock |
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Das schauspielerische Spektrum könnte kaum größer ausfallen: Am ersten Weihnachtsfeiertag wird Edgar Selge im ARD-Märchenfilm „Rotkäppchen“ als Wolf sein Unwesen treiben, tags darauf kommt der aufwendige Historienfilm „Ludwig II.“ in die Kinos. Unter der Regie von Peter Sehr und Marie Noëlle verkörpert der Ex-„Polizeiruf 110“-Kommissar den legendären Komponisten Richard Wagner. Axel Schock hat sich mit dem 64-jährigen Bühnen- und Filmschauspieler unterhalten.

AZ: Macht es für die schauspielerische Arbeit einen Unterschied, ob Sie eine historische oder eine rein fiktive Figur darstellen?
Edgar Selge: Für mich ist jede Figur gleich leicht oder schwer zu spielen. Die Figur eines Kommissars den Klischees zu entreißen, kann zum Beispiel eine schöne Aufgabe sein, wobei einem das Drehbuch natürlich helfen muss. Aber ich finde, dass meine eigentliche Arbeit darin besteht, zu jeder Figur einen eigenen Draht zu finden und mit meinen eigenen Erfahrungen an ihr anzudocken.

Fiel Ihnen das bei Richard Wagner leicht?
Was Wagner betrifft, gibt es natürlich die besondere Herausforderung, dass alle Menschen eine eigene Vorstellung davon haben, wer Wagner eigentlich war. Das ist irritierend und auch ein bisschen beängstigend. Aber ich versuchte diese Tatsache einfach zu verdrängen und Wagner für mich persönlich fühlbar und damit spielbar zu machen.

Gab es da durch Drehbuch und Regie ganz konkrete Vorgaben wie die Figur werden sollte, oder hatten Sie alle Freiheiten bei der Gestaltung?
Bei der Frage, ob ich für eine Rolle zusage, ist für mich nicht nur das Drehbuch entscheidend, sondern auch, ob ich den Eindruck habe, dass es zwischen mir und der Regie eine Offenheit und eine Lust auf Kommunikation gibt. Das war hier sehr stark der Fall.

Wie haben Sie die Konstellation Wagner – Ludwig empfunden? Bestärken sich da zwei Menschen in ihrem Größenwahn?
Ich halte Wagner nicht für größenwahnsinnig, da er seine musikalischen Ideen und dramatischen Konzepte tatsächlich ja auch verwirklicht hat. Er hat seine Opern geschrieben und sie sind ein über Jahrhunderte anhaltender Erfolg. Er konnte das alles nur realisieren, weil er mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität stand. Auch bei Ludwig gibt es anfänglich noch keinen Größenwahn. Für mich ist dies vielmehr die Geschichte eines hochbegabten jungen Mannes, der nicht in seine Zeit passte, weil er ihr voraus war, und der durch die Aufgaben, die man ihm aufbürdete, in eine schlimme Isolation getrieben wurde.

Wagner verstand allerdings auch bestens, den König als Financier seiner extravaganten Projekte einzuspannen.
Am Anfang waren sich die beiden völlig einig darin, dass sie eine Art Kulturrevolution von oben wollten, die natürlich bestimmt sein sollte durch Wagners Musik und Schriften. Und dieses Ziel verwirklichten sie zum Teil ja auch. Das betrifft insbesondere die Uraufführung des „Tristan“. Ich würde nicht sagen, dass Wagner den König ausnutzte. Es war ausdrückliches Programm Ludwigs, dass Wagner die ihm materiellen Voraussetzungen ergreifen sollte, um als Komponist arbeiten zu können.

Sind Sie durch die Dreharbeiten Wagner-Fan geworden oder waren Sie es schon vorher?
Ich habe mir in der Tat Wagner erobert. Ich wusste vorher recht wenig über ihn. Ich bin zwar ein Musik liebender Mensch und gerade auch für die klassische Musik sehr empfänglich. Wagner hatte ich allerdings für mich immer ausgeblendet, weil ich kaum in die Oper ging. 2008, zwei Jahre bevor ich diese Rolle angeboten bekommen habe, wurde ich nach Bayreuth eingeladen, und seitdem gehe ich jedes Jahr dorthin.

 

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