DOK.fest München - "A Modern Man": Schöner Schmerz
Was für ein Angeber, denkt man. Da schlendert dieser Typ mit kurzen Hosen cool in ein Autogeschäft und will erst einmal den Motor des Porsche heulen hören, richtig laut. Das Geräusch gefällt ihm, wie das Rot-Orange (trotz Farbenblindheit). Und schon brettert er zur waghalsigen Probefahrt. Schnitt.
Derselbe Mann als gefeierter Geigen-Solist. Es ist Charlie Siem, Spross einer Milliardärsfamilie und Star der Musikszene, der in seinen maßgeschneiderten Anzügen auch noch verdammt gut aussieht. Eigentlich könnte der Brite mit norwegischen Wurzeln die Hände in den Schoß legen, aber er will sich und vor allem seinem Vater beweisen, dass er selbst etwas erreichen kann.
Eva Mulvad entwirft das spannende Porträt eines 30-Jährigen, der als Dreijähriger Yehudi Menuhin hörte und wusste: Das ist es! Inzwischen brilliert er nicht nur in Konzerten, wo ihn Frauen anhimmeln, er pendelt zwischen seinen Luxus-Wohnungen hin und her, steht für Boss und Armani Model, macht für Cognac in China Werbung. Der Saiten-Beau aber bleibt ein Suchender, der die innere Leere in der Einsamkeit der Hotelzimmer überwinden will. Der Violonist liefert keine Show, sondern zeigt sich offen. Wenn der Masseur seine Verkrampfungen löst und er über die Angst vor Gefühlen spricht, ahnt man die seelischen Wunden.
Freitag, 18 Uhr City; 10.5., 21 Uhr Arri, 14.5., 16 Uhr, Arri
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