„Displaced“: Alte Wunden

„Displaced“ handelt von den Folgen der Shoah – auch noch drei Generationen später
Paul Nöllke |
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Sharon Ryba-Kahn und ihr Vater auf dem Friedhof.
DokFest Sharon Ryba-Kahn und ihr Vater auf dem Friedhof.

Sharon Ryba-Kahn hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater. Zum Zeitpunkt ihrer Geburt war er Tennis spielen. Als sein eigener Vater starb, benachrichtigte er seine Tochter nicht über den Tod ihres Großvaters.

Für den Film „Displaced“ macht sich die Regisseurin mit ihrem Vater auf die Suche nach dem Schicksal, das die jüdische Familie während der Shoah erlitten hat – und sucht dabei auch nach Gründen für das schlechte Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater. Dieser nimmt dabei eine seltsame Rolle ein. Einerseits scheint er sich über die Anwesenheit seiner Tochter zu freuen und lobt sie für ihre Recherche und genauen Fragen an ihn. Andererseits erlebt man ihn auch als abweisend und flüchtig, wenn seine Tochter ihn anruft oder Dinge mit ihm besprechen will.

München war nie ein zuhause, sondern Stadt der Täter

Doch im Film geht es um mehr als nur das familiäre Verhältnis der Regisseurin. Auch ihr Verhältnis zu Deutschland und München spielt eine wesentliche Rolle. Die Stadt war für sie nie ein zuhause – sondern auch immer ein Ort der Täter. Besonders einprägsam sind dabei die Gespräche, die Ryba-Kahn mit ihren Münchner Freundinnen führt, von denen keine Antisemitismus erlebt haben will und deren Vorfahren in der Nazizeit irgendwie alle zu „den Guten“ gehört haben.

„Displaced“ ist ein trauriger Film, der über die fast 90 Minuten dauerhaft in einer melancholischen Stimmung bleibt. Sharon Ryba-Kahn und ihr Vater scheinen sich zwar wieder zu verstehen, doch man ahnt, wie fragil das Verhältnis auch weiterhin ist. Die Shoah überschattet alles. „Displaced“ ist ein beeindruckender Film, der zeigt, dass eben auch nach 75 Jahren nach der Shoah die Verbrechen der Nazis allgegenwärtig sind – ein persönliches Mahnmal gegen das Vergessen und Verdrängen.

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