Kritik

Dinos in der Klimakrise: „Jurassic World: Die Wiedergeburt“

Der Film bietet ein actionreiches Déjà-vu mit Dinosauriern. Aber wie ist die Geschichte? Und wie die menschlichen Charaktere um Superstar Scarlett Johansson?
von  Florian Koch
Mit dem T-Rex sollte man sich besser nicht anlegen.
Mit dem T-Rex sollte man sich besser nicht anlegen. © picture alliance/dpa/Universal Pictures

Auch 63 Millionen Jahre nach ihrem Aussterben sind Dinos allgegenwärtig. Man muss dafür nur ein beliebiges Spielzeuggeschäft aufsuchen. Maßgeblich beteiligt an diesem Phänomen ist Steven Spielberg. 1993 gelang dem Starregisseur mit der Adaption des Science-Fiction-Romans „Jurassic Park“ von Michael Crichton ein nahezu perfekter Blockbuster. Fünf Fortsetzungen später klingeln immer noch die Kassen, die Kreativität aber ist längst in der Eiszeit angekommen. Nun also der Versuch, so posaunt es bereits der Titel selbstbewusst hinaus, einer „Wiedergeburt“.

Die Kreativen von einst sollen es nun richten, mit dem „Jurassic Park“-Drehbuchautor David Koepp an vorderster Stelle, der bei der filmischen Wiederbelebung angeblich eng mit Spielberg kooperierte. Regisseur ist jedoch Gareth Edwards, immerhin selbst erklärter Dino-Fan der ersten Stunde und versierter Experte für Special Effects.

Prämisse mit Biss: Klimakrise im Dino-Universum 

Die Prämisse seines Films hat nach dem indiskutablen letzten Teil „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ durchaus Biss. Die Dinos hatten die Erde überrannt, sind nun aber, fünf Jahre später, von der Klimakrise eingeholt worden. Die wenigen überlebenden Kreaturen ächzen unter dem Smog der Großstädte, blockieren wie ein Brontosaurus in Brooklyn den Verkehr. Auch die kindliche Begeisterung hat im Event-Zeitalter deutlich nachgelassen, die Museen sind leer, Dino-Zoos geschlossen. Nur in Äquatornähe finden die Tiere noch einen adäquaten Lebensraum. Und hierhin, wie auf die Insel Île Saint-Hubert, möchte der Pharma-Vertreter und vorgebliche Philanthrop Martin Krebs (Rupert Friend) ein Expertenteam senden, um ein genetisches Heilmittel gegen Herzkrankheiten herzustellen. Problem an der Sache: Für die Prozedur braucht es Extrakte dreier seltener Dinoarten.

Scarlett Johansson in „Jurassic World Rebirth“.
Scarlett Johansson in „Jurassic World Rebirth“. © Universal Pictures and Amblin Enin

Flache Charaktere

Mitglied der im Geheimen operierenden Crew ist die Söldnerin Zora (Scarlett Johansson), ihr ehemaliger Soldaten-Kumpel und Bootsbesitzer Duncan (Mahershala Ali), sowie der Paläontologe Dr. Loomis (Jonathan Bailey). Gleich zu Beginn gibt Zora den Captain Ahab, um ihren Moby Dick, den gewaltigen Mosasaurus aufzuspüren. Der walartige Wassersaurier greift zuvor aber noch das Segelboot einer überforderten mexikanischen Familie an, was Edwards die Gelegenheit gibt, ausgiebig aus Spielbergs „Der weiße Hai“ zu zitieren.

In der besten Actionsequenz des Films, auf der Insel Île Saint-Hubert, steht diese gestrandete Familie auch im Zentrum, als ein schlafender T-Rex neben einem Fluss erwacht und schnelle Beute wittert. Deutlich erinnert diese bereits in Michael Crichtons Roman für Spannung sorgende Passage an das „Jurassic Park“-Original.

Noch ein gefährliches Mistvieh aus der Vergangenheit.
Noch ein gefährliches Mistvieh aus der Vergangenheit. © Universal Pictures and Amblin Enin

Anders sieht es jedoch bei den flachen Charakteren aus. Johanssons Rolle wirkt wie eine schlichte Kopie ihrer Marvel-Actionfigur Black Widow. Eine stimmige Chemie mit ihrem unterforderten Spielpartner Mahershala Ali und dem peinlich chargierenden Jonathan Bailey als Möchtegern Ian Malcolm (Jeff Goldblum) lässt sich bestenfalls gegen Ende erahnen. Enttäuschend sind auch die Effekte, gerade die Animation der riesigen Titanosaurier wirkt wie aus einem veralteten Computerspiel. Und so bleibt wieder einmal festzuhalten, dass trotz aller Bemühungen, konzentrierter und mit neuem Elan zu erzählen, das kreative Aussterben der Dino-Filmreihe kaum aufzuhalten scheint.

Kino: Cinemaxx, Leopold, Kino Solln, Mathäser, Royal sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV), R: Gareth Edwards (USA, 134 Min.)

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