"Die versunkene Stadt Z": Geheimnis am Amazonas

Regisseur James Gray erzählt in "Die versunkene Stadt Z" ein reales Forscherdrama.
von  Volker Isfort
Percy Fawcett (Charlie Hunnam) hört den Mythen und Legenden der Einheimischen zu.
Percy Fawcett (Charlie Hunnam) hört den Mythen und Legenden der Einheimischen zu. © Studiocanal

München - Die Moskitos stürzten sich in riesigen Wolken auf die Forscher, die schon von Fledermausbissen mit eitrigen Wunden übersät waren. Der Urwald war so dicht, dass die halb verhungerten Männer manchmal Stunden mit ihren Macheten brauchten, um ein paar Meter weiter zu kommen.

Liest man "Die versunkene Stadt Z", das Sachbuch von David Grann über die Amazonas-Expeditionen von Percy Harrison Fawcett, so hat man die Hölle plastisch vor Augen: Hitze, Busch- und Baum-Gestrüpp, Moskitoschwärme. In der Verfilmung von James Gray klatscht sich ein Expeditionsmitglied Henry Costin (Robert Pattinson) an den Hals - ihn hat wohl eine Mücke erwischt. Die physische und psychische Ausnahmesituation bleibt reine Behauptung, sieht man von den Giftpfeil-Attacken der Indianer ab.

Der Film arbeitet sich an einem halben Dutzend Themen ab

Der ehrgeizige Soldat Fawcett (Charlie Hunnam) fährt im Auftrag der Royal Geographic Society Anfang des 20. Jahrhunderts ins bolivianische Amazonasgebiet, um Landvermessungen vorzunehmen. Für Fawcett eine gefährliche Gelegenheit, ohne Adelstitel in der starren Rangordnung der viktorianischen Gesellschaft auf steigen zu können.

Im Dschungel stößt er auf Spuren einer alten Hochkultur. Davon wollen seine britischen Wissenschaftskollegen in London allerdings nichts hören, sie halten dies in der unwirtlichen Gegend für unmöglich.
Trotzig bricht Fawcett ein weiteres Mal auf, es kommt allerdings zu schweren Verwerfungen innerhalb der Expedition.

Knapp zweieinhalb Stunden erzählt Gray in betulichem Tempo einen Film, der sich viel zu viel auflädt: Abenteuerfilm und Forschersnobismus, Weltkriegsdrama und britischer Kolonialismus, Kampf um Emanzipation und Vater-Sohn-Konflikt.
Denn Fawcetts jahrelangen Exkursionen belasten nicht nur das Verhältnis zu seiner Frau (Sienna Miller), sie führen auch zur Entfremdung zu seinem ältestes Sohn Jack. 1925 kommt es zur Versöhnung, als er mit seinem Vater – unter Anteilnahme der Medien aus aller Welt – aufbricht, den endgültigen Beweis für die Existenz von Z zu liefern.

Es wird eine Reise ohne Rückkehr.


Kino: Münchner Freiheit, Sendlinger Tor B&R: James Gray (USA, 141 Mi.)

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