Die Kinokritik zum neuen Film Was hat uns bloß so ruiniert mit Vicky Krieps
Wissen Sie was Bobos sind? Das sind die pseudoliberalen Konservativen in Jeans, Jungkapitalisten, die sich wahnsinnig alternativ vorkommen, während sie die letzten echten Stadtviertel gentrifizieren. Marie Kreutzer, die österreichische Filmemacherin, beobachtet in „Was hat uns bloß so ruiniert“ drei Wiener Bobo-Pärchen, die praktisch gleichzeitig Eltern werden und sich plötzlich mit einer Lebenswirklichkeit konfrontiert sehen, die so gar nicht ihren coolen Idealen entspricht.
Auch Bobos, also bourgeoise Bohemiens, müssen sich den Tücken des Elternseins stellen. Wobei der Frage, ob Rosinen ins Kindermüsli gehören, die höchste Bedeutung zukommt. So hysterisch-spießig sind diese Antispießer.
„Wo fing es an, was ist passiert?
„Wo fing es an, was ist passiert? Was hat dich bloß so ruiniert?“ fragte die Band „Die Sterne“ vor 20 Jahren. Stella (Vicky Krieps) ist von Markus (Marcel Mohab) schwanger. Mignon (Pheline Roggan) sorgt mit Nachdruck dafür, dass sie mit Luis (Andreas Kiendl) ein Mädchen bekommt. Bei Ines (Pia Hierzegger) und Chris (Manuel Rubey) passiert’s unfreiwillig.
Kinder sind irgendwie cool, das Leben wird sich ja deswegen ja nicht ändern, oder? Man bleibt lässig, kreativ, öko, up-to-date, trinkt weiter regional gerösteten Kaffee aus dem Fair-Trade-Laden, schreibt Food-Blogs und sammelt Schallplatten aus Vinyl. Die Kinder werden das auf keinen Fall ändern. Noch bevor aber die eigentlichen Probleme des Elternseins losgehen, streiten sich alle, weil eine PDA (Rückenmarksanästhesie zur schmerzfreien Geburt) so gar nicht „bio“ ist. Beim verzweifelten Versuch, der neuen Verantwortung zu entkommen, scheitern die Erwachsenen grandios. Die einsamen Eltern reflektieren ihr neues Leben derweil in einem Dokumentarfilm im Film, der sich vor allem um sich selbst dreht. Leider fehlt es dem Film an Bissigkeit.
Kino: Arena, ABC, Atelier
R: Marie Kreutzer (A, 96 Min.)
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