Die fünfte Runde auf Netflix: Hoffentlich war das die letzte Staffel von "Emily in Paris"

Als "Emily in Paris" 2020 startete, war der Erfolg groß: Die Serie traf einen Nerv. Mit Ironie, modischem Überschwang und bewusst überzeichneten Figuren bot die Netflix-Serie gute Unterhaltung, die genau wusste, was sie sein wollte – und was nicht.
Doch ausgerechnet dieser klare Selbstentwurf geht der Serie in ihrer fünften Staffel vollständig verloren. Gerade weil die erste Staffel ein Millionenpublikum begeisterte, wirkt die aktuelle Staffel wie eine zwar gefragte, aber unschöne Fortsetzung des Ganzen.
Statt eines runden Abschlusses erlebt man eine Serie, die ihre eigene Identität infrage stellt – und daran scheitert. Der Ortswechsel nach Rom hätte ja viele neue Perspektiven eröffnen können.
Plötzlich ganz uncharmant: "Emily in Paris" verliert deutlich an Charakter
Tatsächlich aber scheint er den Figuren nicht gutzutun. Die französisch-elegante Agenturchefin Sylvie (gespielt von Philippine Leroy-Beaulieu) verliert ihre einstige Souveränität und Eleganz. Emily (gespielt von Lily Collins) selbst ist zur beliebig agierenden Hauptfigur geworden, deren Handlungen kaum noch Konsequenzen haben.
Was früher charmant-naiv wirkte, erscheint nun selbstbezogen und unreflektiert. Besonders problematisch ist der Umgang mit den etablierten Charakteren. Sie handeln oft widersprüchlich, wirken rückgratlos und entfremden sich von dem, was sie einst auszeichnete. Beziehungen verlieren an Tiefe, Konflikte an Glaubwürdigkeit.
Neuausrichtung geht nach hinten los
Die fünfte Staffel erweckt insgesamt den Eindruck, als wolle sie "Emily in Paris" ganz neu erfinden, ohne zu wissen, wofür die Serie ursprünglich stand. Der Versuch, moderner oder vielleicht auch "ernsthafter" zu wirken, endet in Beliebigkeit.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Emily in Paris hätte den Mut gebraucht, rechtzeitig mit einem guten Ende aufzuhören. Die fünfte Staffel ist kein Skandal, aber ein deutliches Zeichen kreativer Erschöpfung der Serienmacher.