"Die Epoche des Menschen - Das Anthropozän": Was wir alles versauen!
Die Bilder, oft vom Hubschrauber oder einer Kameradrohne aufgenommen, erschrecken, provozieren, schockieren. Da brennen in Kenia Berge von beschlagnahmten Elefantenstoßzähnen in einem Wert von 150 Millionen Dollar, um Wilderern und Hehlern das Geschäft abzugraben, fressen sich Schaufelradbagger im Tagebau von Garzweiler durchs rheinische Braunkohlenrevier und hinterlassen eine Mondlandschaft, im australischen Great Barrier Reef verlieren die Korallen ihre rote Farbe, in China schützen hässliche kilometerlange Betonwälle die Küsten vor Fluten.
Ein Monstrum ist Norilsk, die dreckigste Stadt Russlands. Ganz schlimm sieht es in der chilenischen Atacama-Wüste aus, wo unter entwürdigenden Arbeitsbedingungen Lithium für Batterien von Handys oder Elektroautos gewonnen und ganze Landstriche zerstört werden. Da kommt man über das bei uns so gelobte umweltverträgliche E-Auto ins Grübeln.
In der deutschen Fassung ist Hannes Jaenicke der Erzähler, zählt die Fakten auf. Ein Eingriff in die Natur folgt dem nächsten. So wurden zehn Prozent der noch verbliebenen unberührten Natur allein in den letzten 20 Jahren vernichtet. Oft braucht es bei der Kraft der Aufnahmen keine Worte.
Das Regie-Trio Jennifer Baichwal, Nicholas De Pencier und Edward Burtynsky besuchte sechs Kontinente, um mit modernster Kameratechnik die desaströsen Folgen menschlichen Schaffens zu dokumentieren. Die Frage lautet: Befinden wir uns im Zeitalter des Anthropozän, Wissenschaftlern zufolge eine Epoche, in der nicht mehr die Natur das Leben auf unserem Heimatplaneten bestimmt, sondern der Mensch ihn beherrscht, verändert und ausbeutet?
Dokumentarfilm mit Blick auf die Zukunft
Der spektakuläre Dokumentarfilm öffnet den Blick auf eine Endzeit und sensibilisiert für das, was wir tun müssen, um die Umwelt vor uns selbst zu schützen. Was da Politiker als Fortschritt verkaufen, erschüttert streckenweise durch Blauäugigkeit und Ignoranz. Dieser dritte Teil einer Filmtrilogie nach "Manufactured Landscapes" (2007) über die Folgen der Industrialisierung in China und "Watermark" (2014) über die Manipulation des Wassers fokussiert sich auf eine globale Perspektive.
Am Ende dieser alptraumhaften Reise verspürt man Hilflosigkeit angesichts der drohenden Apokalypse auch eine Riesenwut. Es ist fünf vor 12, aber man hofft noch auf eine Umkehr in letzter Minute.
Kino: Neues Maxim, Astor Lounge im Arri
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