Der zweite Teil von "Drachenzähmen" neu im Kino
Der zweite Teil vom Animationserfolg „Drachenzähmen“ ist fahrig und letztlich flach. Der Film von Regisseur Dean DeBlois in der AZ-Kritik.
Sequels – also Folgefilme – sind eine sichere Bank: War der erste Teil ein Millionenerfolg, so wird sich ein großer Teil der Zuschauer auch einen zweiten Teil anschauen! Und einen dritten und eine vierten...? „Drachenzähmen leicht gemacht“ spielte vor vier Jahren eine halbe Milliarde Dollar ein und hatte „nur“ 165 Millionen gekostet. Die Rezeptur war klar: Ein sensibler, kluger Junge taugt nicht recht als Hau-drauf-Wikinger-Häuptlingssohn. Bis er die vermeintliche Drachengefahr umkehrt und das Dorf mit den Drachen versöhnt, sie zu Hausgenossen macht.
Eine Art Wolf-zu-Hund-Geschichte, aber mit mythischer St-Georgs-Drachen-Dimension und der menschlichen Traumverwirklichung vom Fliegen, denn wer Drachen reitet, kann abheben.
Sieht man jetzt Teil 2, kann man erleben, wie eine Geschichte einfach auf Biegen und Brechen weitererzählt wird, um den finanziellen Erfolg noch einmal auszukosten. Wie viele Aspekte hineingestopft werden, aber flach bleiben. Das beginnt schon damit, dass die ersten 20 Minuten gar keine Handlung in Gang kommt, sondern nur der 3D-Effekt durch eine Art Drachenreit-Luft-Football (mit Schafen als Spielgerät) ausgereizt wird.
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Um bei Kindern und Jugendlichen zu zünden, muss ein Film auch deren Wirklichkeit spiegeln – wenn auch überzeichnet oder ins Fantastische übersteigert.
Aber auch hier hängt einiges schief: Denn Wikingersohn Hicks ist im Film zwanzig Jahre, also zu weit von der Film-Zielgruppe von 8 bis 14 Jahren entfernt, und deshalb zu sex-los und milchbubig gezeichnet für sein Alter.
Hicks muss seinen Platz in der Gesellschaft finden. Und er wird sie mit Mut und Tapferkeit sympathisch pazifistischer machen. Er will einen Tyrannen umstimmen, und als das nicht geht, auch hart bekämpfen.
Hier ist moderne amerikanische Kriegslogik subtil verpackt: Ein Schreckensherrscher, der mit Angst und Terror regiert, soll erst diplomatisch eingebunden, und wenn das nicht fruchtet, beseitigt werden.
Eine „Prinzessin“ ist dabei als Schluss-Trophäe für den Jung-Ritter anscheinend für den nächsten Fortsetzungsteil aufgespart. Bisher ist sie nur die freundschaftliche Kameradschaftsfigur, wenn auch zielstrebiger als der Junge: ein Zugeständnis an die moderne Geschlechterentwicklung.
Ansonsten ist alles vormittelalterlich. Denn der asterix-hafte Wikinger-Stamm ist zwar jovial vom Häuptling geführt, aber undemokratisch, autoritär, sanfter gesagt: monarchistisch, was dem traditionellen Märchen-Prinzip geschuldet ist.
Hicks ist aus traditioneller Sicht in einer inkompletten Familie, weil mutterlos, aufgewachsen. Er begegnet ihr plötzlich wieder. Sie hatte egozentrisch und gemeinschafts-orientiert zugleich die Familie für ihre tierschützerische Weltverbesserungs-Mission verlassen. Und wie löst der Film das problematische Wiedersehen zwischen Mutter und Sohn: „Verzeih mir!“ – und eine Umarmung. Auch das ist psychologisch armselig.
Kino: Cadillac, Cinemaxx, Royal, Museum Lichtspiele, Mathäser, Leopold, Münchner Freiheit und Cinema (OV)
Regie: Dean DeBlois (USA, 105 Min.)
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