"Das Blubbern von Glück": Pippi im Hier und Jetzt

Wenn man Candice Phee sieht, glaubt man an eine Neuausgabe von Pippi Langstrumpf. Rote Haare, Sommersprossen und immer das richtige Wort parat. Sie ist witzig und gut gelaunt, obendrein noch neunmalklug, was sie in der Klasse nicht gerade beliebt macht. Bei ihrer Erklärung des Begriffes "Akronym" wird im Klassenzimmer gekichert und gegähnt.
"Das Blubbern von Glück": Die Mission von Candice (12)
Zu Hause herrscht gedrückte Stimmung. Seit dem plötzlichen Kindstod der kleinen Schwester Sky vor drei Jahren versinkt die Mutter in Depression, der Vater hängt vor dem Computer und hat sich mit seinem reichen Bruder verkracht, dem geliebten Onkel Brian.
Doch die 12-jährige Candice will endlich wieder eine Familie haben, die zusammen hält und nimmt sich eine schwierige Mission vor: die von Trauer und Streit gebeutelten Erwachsenen in Harmonie zu vereinen und den Menschen ein bisschen Glück zu bringen.
Das hört sich vielleicht schwer verdaulich an. Ist es aber nicht. Der Australier John Sheedy überrascht in seinem Langfilmdebüt nach dem Roman von Barry Jonsberg mit einem leichtfüßig inszeniertem und einem Schuss Nostalgie verzierten Feelgood-Movie für die ganze Familie - und einem Mädchen, das vor nichts und niemandem Angst hat.
Dazu serviert er absonderliche Charaktere, eine dicke Lehrerin mit rollendem Auge, eine biestige Mitschülerin, einen Blumenhändler, der sich als Clown verkleidet und gute Ratschläge verteilt, aber alle toppt Candices neuer Mitschüler und Komplize Douglas, der wegen einer früheren Kopfverletzung davon überzeugt ist, aus einer anderen Dimension zu stammen, in die er gerne zurückkehren will - mit einem Sprung vom Baum.
Wenn die Kleinen den besseren Durchblick haben
Klar verliebt er sich prompt in das Mädel, das wie so viele in ihrem Alter mit seiner flachen Brust hadert. Deshalb sein seltsames Geschenk zum 13. Geburtstag: ein Paar selbst gebastelte, aufblasbare Brüste.
Die Kleinen haben in diesem Film einen besseren Durchblick als die Großen und kriegen ihre Probleme besser in den Griff - mit Naivität und gesundem Menschenverstand.
Mix aus quietschbunter Fantasiewelt und tristem Alltag
Ein magischer Wald bietet ihnen einen Fluchtpunkt aus der familiären Düsternis. Und wenn Candice ihrer im Schmerz badenden Mutter wütend um die Ohren haut "Sky ist tot, aber wir leben noch", ist das Hilfeschrei und Befreiungsschlag zugleich.
Die Kids Daisy Axon und Wesley Petten sind zum Küssen komisch und gleichzeitig ernsthaft in ihrem langsamen Prozess des Erwachsenwerdens.
Der merkwürdige Titel dieser Coming-of-Age-Komödie entspricht überhaupt nicht dem wunderlichen Mix aus quietschbunter Fantasiewelt und tristem Alltag, spleenigen Ideen und nachdenklichen Momenten, echten Gefühlen, jeder Menge Humor und großer Entschlossenheit, dem Leben die Zähne zu zeigen. Manchmal hilft sogar das Lesen eines Wörterbuchs in der Bibliothek, um ganz bei sich zu sein.
Aber die aufgeweckte Heldin kann auch anders. So verzaubert die eigensinnige Außenseiterin am Ende beim Schulfest mit einer hinreißenden Dolly-Parton-Kenny-Rogers "Islands in the Stream"-Parodie und wird zum strahlenden Mittelpunkt. Es gibt keine perfekte Welt, aber mit Liebe und Freundschaft kann man sich eine lebenswerte Welt schaffen.
VoD und DVD gibt es ab Freitag auf gängigen Plattformen wie Amazon, iTunes oder videobuster.