Da sind alle Zutaten drin

Die Komödie "Kiss the Cook" ist  Film-Kulinarik, die dreh-lehrbuchartig alles Kommerzielle einbaut und dadurch etwas zu leicht wird
Adrian Prechtel |
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Einfach mal hochtrabend die sozio-psychologische Frage stellen: Warum ist Kochen so ein großes Thema (geworden)? Weil Mode und Sex schon völlig ausgereizt waren als Hochglanzthemen. Weil in den Familien nicht mehr täglich gekocht wird und daher Kochen zu etwas Besonderen wurde, vor allem in Zeiten von To-go, Tiefkühlkost und Mikrowelle. Weil man mit Kochen seine Persönlichkeit darstellen kann – und es verführerisch ist. Wenn ein Film mit Essen dann noch die richtigen Zutaten hat, kann also nichts mehr schief gehen, oder?

Im Titel „Kiss the Cook“ ist schon alles drin. Und der Drehbuchautor und Regisseur Jon Favreau spielt auch gleich die Hauptrolle: einen Spitzenkoch, der vom Restauranteigentümer (Dustin Hoffman) drangsaliert wird und nach einem Ausraster gegenüber einem Gastro-Kritiker (der sofort als Clip im Internet landet) geliefert ist. Die Dramaturgie ist klassisch: Jetzt am Nullpunkt verwirklicht er eine alte Idee: die vom edel-authentischen Imbiss (in München zu besichtigen bei Holger Strombergs „Curry 73“).

Latino-Kultur, Familienzusammenführung und die Ästhetik des Essens

Damit das Ganze auch noch bewegender wird, ist der Imbiss eine rollendes Gefährt auf US-Südstaaten-Tour und kann damit noch die ganze, immer wichtiger werdende Latino-Kultur einbauen. Diese kulinarische Roadmovie-Episode wird auch noch zur romantischen, familientauglichen Komödie. Denn Vater, Sohn und sogar die Ex-Frau kommen sich wieder näher, so dass schließlich nicht nur die Ernährungs-, sondern auch die Familienwerte wieder stimmen. Lässig sind auch noch Chancen und Gefahren der vernetzen Welt (Twitter-Werbung und Online-Shitstorm) eingebaut, die der nette 11-jährige Sohn als „digital native“ wunderbar managt. Stargastauftritte geben Restwürze (neben Hoffman, Robert Downey Jr. und Scarlett Johansson). Das alles ist wunderbar abgeschmeckt und ausgewogen, etwas glatt und mit wenig Biss. Aber diese kulinarische Unterhaltung ist gut bekömmlich. Und uns Kritikern wird auch ins Gewissen geredet.

Kino: Isabella, Rio, Leopold, Mathäser sowie Museum (OV) R: John Favreau (USA, 114 Min.)

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