"Conjuring 2": Nach einer wahren Lügengeschichte

In "Conjuring 2" poltert ein böser Geist in einem Familienhaushalt in London. Das ruft Lorraine und Ed Warren auf den Plan. Was bei dem Genre nicht fehlen darf: der gute alte "Jump Scare" - und davon reichlich.
(stk/spot) |
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Nein, Ebbe herrschte im Horror-Genre generell und in der "Haunted House"-Unterkategorie zuletzt nicht. Gefühlt halbjährig versuchten Filme wie "Sinister", "Insidious", "Annabelle", die unzähligen "Paranormal Activity"-Teile (okay, es sind sechs) oder eben "Conjuring", den Zuschauern das Fürchten zu lehren. Aber ist das bei einer derartigen Gruselflut überhaupt noch möglich? "Conjuring 2" gibt sich jedenfalls große Mühe.

Ein witziges Interview mit "Conjuring 2"-Hauptdarsteller Patrick Wilson und Regisseur James Wan können Sie sich kostenlos bei Clipfish ansehen

Das Böse ist nach London gezogen

Die beiden Experten für Übernatürliches, Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson), übernehmen im Auftrag der Kirche einen neuen grauenhaften Fall. Im Norden von London wird eine alleinerziehende Mutter mit ihren vier Kindern angeblich von schrecklichen Geistern geplagt, die es auf den Nachwuchs abgesehen haben, im Speziellen auf die kleine Janet. Was auf einem Tonband wie die Stimme eines alten Mannes klingt, soll in Wirklichkeit die eines kleinen Mädchens sein, das von einem Dämon besessen ist.

Lange dauert es nicht, ehe die beiden die paranormalen Geschehnisse nicht nur verifizieren können, sondern sie am eigenen Leib erfahren. Und obwohl die zwei Profis eigentlich mit allen Weiwassern gewaschen scheinen, zwingt sie der Fall, an ihre Grenzen - und darüber hinaus.

Gruseliger als die Realität?

Für die Geschichte einer heimgesuchten Familie in London hat sich Regisseur James Wan an der "Realität" bedient, wobei man hier die Gänsefüßchen nicht stark genug betonen kann. In den 1970er Jahren poltergeisterte eine gruselige Geschichte durch die Gazetten Englands. Der "Anfield Poltergeist" habe zwischen 1977 und 1979 zwei Schwestern terrorisiert, Möbel verrückt und an Wände geklopft. Im wahren Leben war man sich recht schnell sicher, dass es sich dabei nur um einen Streich der beiden Kinder handelte, der aus dem Ruder lief. In "Conjuring 2" trifft es die gleichnamige Hodgson-Familie ungleich härter.

Nicht zu spät kommen

Unpünktliche Kinogänger werden von "Conjuring 2" bestraft. Denn der Film legt sofort los wie die Feuerwehr, gibt anhand eines ersten Spuks erste Hintergrundinfos und warnt so den Zuschauer gleich vor, was ihn in den restlichen 130 Minuten noch alles erwarten wird... Ein kurzer Schrecken ist der Streifen nicht.

Die wichtigste und schwierig zu beantwortende Frage ist natürlich, ob "Conjuring 2" angsteinflößend ist oder nicht. Der Film lässt wirklich kein Klischee des Horror-Genres aus. Da ist das Kind mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, das Mobiliar mit Eigenleben, die Gestalt hinter einem im Spiegel. Es gibt einen Grund, warum das Klassiker des Schockens sind - sie funktionieren eigentlich immer, erst recht bei Zuschauern, die sich nur hin und wieder einen Horrorfilm gönnen. Geschulte Angst-Aficionados können dagegen viele der "Jump Scares" vorhersagen, wenn auch nicht alle.

Training für die Gesäßmuskeln

"Conjuring 2" spielt wie sein Vorgänger mit den Urängsten von Kindern, allem voran der Dunkelheit. Im Vergleich zu Teil eins hat der Nachfolger eine höhere Frequenz, was die Schockmomente angeht, auch wenn bei einigen ein deutliches Gefühl von Déjà-Vu eintritt. Der kunstvollen Regie von Wan und der beklemmenden Cinematografie ist es zu verdanken, dass einen die eigenen vier Buchstaben dennoch regelmäßig aus dem Kinositz katapultieren wollen. An anderen Stellen will das zuweilen aber nicht so gut funktionieren. Eine plötzlich zuschlagende Tür kann selbst ein komplett hasenfüßiges Publikum nur in begrenzter Anzahl in Schockstarre versetzen.

Neben den wie immer soliden Auftritten von Farmiga und Wilson darf in "The Conjuring 2" die Leistung der noch blutjungen Madison Wolfe nicht unterschlagen werden, welche die geplagte Janet Hodgson mimt. Auch ist der 1970er-Jahre-Look des Films wie schon im ersten Teil absolut perfekt. Immer wieder muss man sich die Tatsache in Erinnerung rufen, hier einen modernen Film in altem Setting zu betrachten, so überzeugend wird die Epoche dargeboten.

Fazit

Im Grunde fällt das Fazit recht simpel aus: Wer den ersten Teil mochte und bei wem dessen Schockmomente funktionierten, der wird auch mit "Conjuring 2" seine Freude - oder besser gesagt das Gegenteil davon - haben. Denn für einen zweiten Teil kommt der Streifen erstaunlich nah an die Qualität des Vorgängers heran. Wem der zuletzt doch sehr überstrapazierte "Haunted House"-Grusel auf die Nerven geht, sollte sich "Conjuring 2" besser ersparen - etwas Neues gibt es hier nicht zu sehen.

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