Captain America 4: Brave New World - Der Film fragt: Sind die USA noch zu retten?
Die Aufforderung, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, führt mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade nicht an ebendiesem vorbei.
Ob die Macher des neuen Films aus dem Marvel-Universum "Captain America 4: Brave New World" dieses Phänomen einkalkuliert haben, als sie vor dem Erscheinungstermin gebetsmühlenartig wiederholten, jegliche aktuelle Politik-Referenzen bitte gar nicht zu bemühen zuzulassen? Sehr wahrscheinlich!

Fest steht, dass im Mittelpunkt des von Marvel-Fans seit sechs Jahren erwarteten Films ein Präsident steht, der zunächst knapp einem Attentat entgeht und später zu einem roten Ungeheuer mutiert. Rot ist in den USA die Farbe der Republikaner! Auch gibt es einen zwielichtigen Wissenschafts-Nerd mit Allmachtsphantasien, der als wandelnder Thinktank des Präsidenten versucht, per Gedankenkontrolle die Geschicke des Planeten zu lenken und eine gigantische Eskalation herbeiführen will.
Und als sei das alles noch nicht genug des Politischen, kam es am Dienstag am Rande der Hollywood-Premiere zu propalästinensischen Protesten gegen die von der israelischen Schauspielerin Shira Haas verkörperte Figur der Sabra, die in der Original-Comic-Version von 1980 eine Mossad-Agentin ist. Im neuen Film aber ist sie ausdrücklich eine Mitarbeiterin der US-amerikanischen Regierung.
Ein schwarzer Held gegen den roten Präsidenten
Historisch neu - zumindest im Marvel-Universum - ist, dass mit Anthony Mackie zum ersten Mal ein Schwarzer Schauspieler die Rolle des Superhelden übernimmt. Davon fühlten sich nicht wenige Rechte in Amerika gestört und stürzten sich voller Hass auf die Aussage des Stars, es gehe in seinen Augen in diesem Film nicht um Amerika als Land, sondern um Werte wie Mitgefühl und Menschlichkeit.
Angesichts der Tatsache, dass die Original-Captain-America-Comics nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, um das Faschismus-Trauma zu bekämpfen und Marvel-Filme immer wieder für ihre politischen Untertöne gelobt oder kritisiert werden, scheint es naiv zu glauben, dass dieser Film die gespaltene Gesellschaft als Publikum in einem harmonisch-eskapistischem Kinobesuch vereinen könnte.

Hinzu kommt, dass Disney bei allem Idealismus auf die Gunst der aktuellen Regierung (die bei der ersten Konzeption des Film 2020 noch nicht absehbar war) angewiesen ist und versucht, sein wokes Image abzustreifen. Der Film trug ursprünglich den Titel "New World Order" und wurde bis zuletzt im Postproduktionsprozess noch verändert. "Brave New World" ist die Fortsetzung der Fernseh-Mini-Serie "The Falcon and the Winter Soldier", in Sam Wilson (Anthony Mackie) erste Versuche mit dem Vibranium-Schild machen durfte, das Steve Rogers (Chris Evans) alias Captain America im letzten Avengers-Film "Endgame" (2019) an ihn übergeben hat.
Sam und sein Kollege Joaquin Torres (Danny Ramirez), der sehnsüchtig auf seine Ernennung zum Falcon-Nachfolger wartet, sollen die Avengers wieder zusammenbringen. So wünscht es sich der Präsident: einst ein cholerischer General, der sich jetzt als neu gewählter US-Präsident altersmilde gibt. Gespielt wird er vom Vorzeige-Demokraten Harrison Ford. Aus dieser Mission wird eine größere: Captain America muss die Hintergründe eines skrupellosen, globalen Komplotts aufdecken, bevor der Strippenzieher, ebenjener Wissenschafts-Nerd (Tim Blake Nelson), die gesamte Welt ins Chaos stürzen kann.
Paranoider Polit-Thriller gegen Typen wie Trump
Regisseur Julius Onah bezeichnet den Film als "paranoiden Polit-Thriller". Am Ende mutiert der etwas dämmrige Präsident, der mit der Entfremdung von seiner Tochter (Liv Tyler) hadert, zu einem Hulk-artigen Ungeheuer. Dabei bricht sich seine Wut so maßlos Bahn, dass man Angst um die Demokratie bekommen kann. Und während das Versprechen auf gewaltige Action-Szenen lautstark und bis in die Sitze vibrierend eingelöst wird, ist nicht ausgeschlossen, dass die ein oder andere Kinobesucher in Gedanken abschweift zu rosa Elefanten. Oder zu rötlich verfärbten Präsidenten.
Kino: Cadillac, Cinemaxx sowie Cinema (OV und 3D), Mathäser (alle Versionen)
R: Julius Onah (USA, 118 Min.)
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