„Café Belgica“: Leise Risse

„Café Belgica“ erzählt von Bruderliebe und Streit und radikalen Lebensentwürfen.
Dominik Petzold |
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Feiern bis es weh tut: Die Brüder Jo, Frank und Davy Coppens.
Pandora Feiern bis es weh tut: Die Brüder Jo, Frank und Davy Coppens.

Herrlich: ein Fest mit sagenhaftem Rausch – ganz ohne Kater. Möglich macht’s der Film „Café Belgica“: In diesem Club geht’s immer voll zur Sache, die abgerockte Kneipe ist das Partyzentrum für alle: angesagte Rockmusiker, schöne Studentinnen, abgestürzte Typen. Der Mittzwanziger Jo (Stef Aerts) betreibt den wilden Club mit seinem älteren Bruder Frank (Tom Vermeir), der ihn früher auf dem Schulhof immer beschützt hat, wenn er wegen seines fehlenden Auges gehänselt wurde.

Jetzt gehen die beiden gemeinsam auf in den Orgien, die sie organisieren. Der Rubel rollt, und in gerollten Geldscheinen schnupfen sich die beiden ihre Gewinne in die Nase, vor allem Frank. Eine Stunde lang gibt sich Felix Van Groeningens Film dem Sog der Koks-Party hin, doch immer ist klar: Das kann nicht gut gehen.

Felix Van Groeningen erzählt ganz leise

Es geht auch nicht gut, doch der große Knall oder endgültige Absturz bleibt auch aus. Stattdessen erzählt Felix Van Groeningen in diesem lauten Film ganz leise, wie sich kleine Risse auftun im Gebälk des „Café Belgica“. Wie professionelle Türsteher engagiert werden, die an der Tür Ausländer und Außenseiter abweisen. Wie Frank im Kokswahn Chefallüren entwickelt, sinnlose Streits anzettelt und Schlimmeres.
Und wie sich das Verhältnis der Brüder allmählich ins Gegenteil verkehrt. Van Groeningen kommt mit „Café Belgica“ nicht an seinen letzten, meisterhaften Film „The Broken Circle Breakdown“ heran. Aber sie sind auch grundverschieden. „The Broken Circle“ behandelte ein existenzielles Thema, „Café Belgica“ ist eher der Gegenentwurf: Hier passiert kaum etwas Dramatisches, und doch arbeiten die Brüder in jedem Moment daran, ihre Leben zu zerstören – oder zu retten.


Kino: Monopol (B&R: Felix van Groeningen; B,F, NL, 127 Min.)

Wir verlosen 3 Pakete mit je einem Soundtrack und 2 Kinokarten. Mail bis Samstag an: kultur @az-muenchen.de: „Café Belgica“

 

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