Bully Herbig über "Hui Buh": "Ich sah aus wie eine Landkarte"
Zuletzt geisterte Michael Bully Herbig durch viele Talkshows, um die Werbetrommel für seine Mediensatire "Tausend Zeilen" zu rühren. Genutzt hat es wenig, mehr als 300.000 Zuschauer scheinen in diesen schweren Zeiten für anspruchsvolle Filme nicht drin. Anders sieht es nun bei "Hui Buh und das Hexenschloss" (Kinostart: 3. November) aus.
Der erste Teil konnte 2006 bereits über zwei Millionen Zuschauer anlocken. Und auch wenn die aufwendig getrickste Fortsetzung nun satte 16 Jahre später durch die Kinos geistert, versprechen sich nicht nur Regisseur Sebastian Niemann und Produzent Christian Becker ein gutes Einspielergebnis. Michael Bully Herbig leiht auch diesmal der Titelfigur, dem schreckhaften Gespenst Hui Buh, das einer jungen Hexe (Nelly Hoffmann) zur Seite stehen muss, seine markante Stimme.
AZ: Herr Herbig, nach Verschiebungen kommt die Fortsetzung nun nach 16 Jahren in die Kinos. Warum diese gespenstisch lange Wartezeit?
MICHAEL BULLY HERBIG: Das ist für ein Gespenst doch nur ein Wimpernschlag! Für mich persönlich wären weitere 15 Jahre Warten aber auch kein Problem gewesen. Das Gespenst ist ja animiert und altert nicht.
"Heute gibt es andere technischen Möglichkeiten als damals"
Bei ihren Kollegen wie Christoph Maria Herbst und Rick Kavanian sieht das etwas anders aus. Gerade, wenn man die Filme nun hintereinander sieht …
… Ich finde, die beiden haben sich gut gehalten. Und man muss fairerweise sagen, dass Hui Buh etwas an sich hat machen lassen. Das liegt schlicht daran, dass man mit dem Motion-Capture-Verfahren, bei dem alle deine Bewegungen in den Computer übertragen werden, heute einfach andere Möglichkeiten hat als beim ersten Teil. Da macht es auch Sinn, diese technischen Verbesserungen zu nutzen und nicht auf das Niveau von damals zurückzuspringen. Auch wenn die Figur dabei nicht zwanghaft modernisiert werden sollte.
Diesmal haben Sie nicht nur Ihre Stimme der Figur geliehen.
Nein, das war einiges mehr und nicht ganz so bequem. Für das Motion-Capture-Verfahren, das man ja auch aus Filmen wie "Herr der Ringe" kennt, hatte ich eine Art Taucheranzug an, der gefühlt drei Nummern zu klein war und alles am Körper zusammengequetscht hat. Dazu kommen noch die darauf befestigten Sensoren und Kabel, die wie zu enge Socken gegen die Haut drücken. Nach dem Dreh war mein Körper mit Linien übersät, ich sah aus wie eine Landkarte.
"Raphael Keric hat 40 Drehtage als Hui Buh alles gegeben"
Was bringt der Aufwand überhaupt an Mehrwert?
In den emotionalen Szenen kann man die Mimik viel feiner darstellen. Die schnellen Bewegungen des Gespenstes, wie Zischen und Fliegen, konnte ich allerdings nicht anbieten. Da mussten die Animatoren dann doch noch nachhelfen.
Sie interagieren stark mit der Figur von Christoph Maria Herbst. Waren Sie da auch als Anspielpartner vor Ort?
Nein, es gab mit Raphael Keric einen lieben Kollegen, der als Hui Buh mit den Schauspielern am Set interagiert hat. Er hat 40 Drehtage alles gegeben, obwohl ihm klar war, dass er später durch eine animierte Figur ersetzt wird. Es war eine schöne Geste des Regisseurs Sebastian Niemann, dass Raphael Keric einen kleinen Gastauftritt als Fotograf am Ende des Films bekommen hat.
"Hui Buh zu Sprechen ist wie Fahrradfahren"
Im Cast fehlt diesmal der vor vielen Jahren verstorbene Hans Clarin. Was verbinden Sie mit der einstigen Stimme von Hui Buh?
Die Cover der Hui-Buh-Schallplatten, mit dem Skelett und der rostigen Kette, fand ich als Kind ganz schön gruselig. Am Ende war ich aber total erleichtert, dass Hui Buh genauso geklungen hat wie der Pumuckl. Es war eine große Ehre, dass ich Hans Clarin in Prag bei den Dreharbeiten für den ersten Teil persönlich kennenlernen durfte und er mir den Segen für Hui Buh gegeben hat. Ich habe aber nie versucht, ihn zu imitieren, das hätte nicht funktioniert, seine Stimme war einzigartig.
Mussten Sie sich die Sprechweise erst wieder antrainieren?
Glücklicherweise nicht. Das ist wie beim Fahrradfahren. Wenn man die Figur einmal geknackt hat, kann man sie auch Jahre später wieder abrufen. Ähnlich ging's mir auch beim Boandlkramer.
Die Fortsetzung ist deutlich gruseliger als der erste Teil. Sind Kinder abgebrühter geworden?
Ich denke, Kinder reagieren immer ganz unterschiedlich. Der Film ist vergleichbar mit einer Geisterbahnfahrt. Es reizt dich, du willst da durchfahren, aber wenn es zu schlimm wird, hältst du dir die Augen kurz zu. Man will aber natürlich auch nicht, dass die Kinder bereits nach fünf Minuten kreischend aus dem Kino rennen. Deswegen habe ich Sebastian Niemann auch geraten, die gruselige Hexenszene zu Beginn mit etwas Humor zu brechen. Im Normalfall wissen Eltern aber am besten, was für ihre Kinder geeignet ist und was nicht.
"Ich würde mich niemals selbst besetzen"
Sie spielen und sprechen Gespenster, den Drachen Nepomuk, den Boandlkramer oder führen wie bei "Tausend Zeilen" Regie. Wann sieht man sie denn wieder als Schauspieler vor der Kamera?
Bei "Ballon" und "Tausend Zeilen" sind mir eine Menge Schauspieler eingefallen, die besser passen als ich. Und als Regisseur kann ich auch andere Genres ausprobieren. Als Darsteller haben die Zuschauer eine bestimmte Erwartung, was sie von mir sehen wollen. Alles, was sich im Komödien-Bereich abspielt, nimmt man mir noch ab, alles andere wird schwierig.
Andere Komödianten wie Jim Carrey oder Robin Williams haben sich aber auch in ersten Rollen bewiesen.
Ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass Sie mich in einem Atemzug mit diesen Schauspielern nennen. Aber die jeweilige Rolle muss ja auch zu einem passen. Und aus Eitelkeit würde ich mich niemals selbst besetzen. Eine gesunde Selbsteinschätzung schadet da nicht. Die Rollen in "Hotel Lux" von Leander Haußmann oder "Zettl" von Helmut Dietl waren für mich extrem wertvolle Erfahrungen. Aber all diese Figuren, auch die in "Vier gegen die Bank" von Wolfgang Petersen, hatten immer etwas Komödiantisches. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand den Bully als Drogendealer oder Psychopathen wünscht. Florian Koch
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