Furiosa: A Mad Max Saga - Ein postapokalyptisches Actionfeuerwerk bei den Filmfestspielen in Cannes
Wenn "The Fall Guy" der Versuch ist, das Action-Genre als Zuschauermagnet ins Femininere zu ziehen, so ist der fünfte "Mad Max"-Film von George Miller ein Rückschritt - in die 80er: mit der postfeministischen Lösung: Frauen haben genau so viel Testosteron wie Männer.
Die Hauptfigur heißt auch nicht umsonst Furiosa und ist dabei schnell und gewalttätig, was auch klanglich an die Männer-Auto-Actionreihe "Fast and Furious" erinnert, die allerdings schon beim 10. Teil angekommen ist, während der 79-jährige George Miller es bei fünf "Mad-Max" belassen will. Aber wer weiß…
Maximale Schrottproduktion
Das Erschreckende ist also: Auch mit einer Frau als Spitzenmodell eines postapokalyptischen Actionfilms wird die Welt nicht friedlicher. Denn die argentinisch-britische Schauspielerin Anya Taylor-Joy darf genauso Rache kennen, foltern, kämpfen, wobei sie "Mad-Max"- und genregerecht dabei sehr viel Giganten-Truck-Schrott produziert. Es ist also nichts mit der Utopie, dass Frauen die Welt besser machen könnten.

Obwohl der zweieinhalbstündige "Furiosa: A Mad Max Saga" in einem Garten Eden mit weiblicher Dominanz beginnt, einer kleinen verborgenen Oase, nachdem unser Blauer Planet komplett verwüstet ist. Dieses Paradies ist verborgen vor der restlichen, definitiven Männerwelt. Deren Überlebens-Ingredienzien sind Öl - also fossile Energie, Autos - hier getunte Monster-Vehikel sowie Waffen - also postapokalyptische Restfeuerwaffen, Flammenwerfer und Mittelalterliches.
Keine ökologische Utopie
Zur Verteidigung des Geheimnisses, wo die wasserführende, geheime, friedliche Oase ist, muss aber klar Krieg geführt werden. Womit der Begriff der wehrhaften Demokratie ganz aktuell ins Martialische gesteigert ist.

George Miller hat die Chance nicht genutzt, eine neue ökologische, feministische Utopie zu erzählen. Aber sein jetziger "Mad Max"-Film ist als Vorgeschichte gedacht: zu seinem "Mad Max: Fury Road" von 2015, in der Tom Hardy als Mad Max das gelobte, grüne Land freikämpfen durfte, damals noch zusammen mit Charlize Theron als Furiosa. Deren brutale Entführung als Kind, ihre Lehrjahre als Gefangene in der Kriegswelt der Männer bis hin zum Heranwachsen zur Amazone erzählt jetzt die Auskoppelung "Furiosa: A Mad Max Saga".
Vorschusslorbeeren für den Regisseur
Bei der Premiere in Cannes gab es schon Applaus vor dem geschlossenem Bühnenvorhang, dann wieder beim Erklingen der Cannes-Erkennungsmelodie und auch bei der Nennung von George Miller im Vorspann. Das waren Vorschusslorbeeren. Aber natürlich ist der Film atemberaubend und hat einen guten Actionrhythmus. Nur wagt Miller nichts, was er bisher schon vermieden hat: wirkliche Ruhephasen, echte philosophische oder anthropologische Diskussionen.

Nur ganz am Ende, wenn Chris Hemsworth als Herrscher über die PS-Welt am Boden liegt, gibt es ansatzweise eine intellektuelle Auseinandersetzung über den Zustand der Welt und der Menschheit - aber zu flach. Auch die Liebesgeschichte baut Miller nur angedeutet ein, auf der Flucht zusammen mit Tom Burke, der allerdings dann schnell den Hunden zum Fraß vorgeworfen wird - zuvor zu Tode geschleift hinter einer Art Streitwagen, wie überhaupt viele Anspielungen auf den antiken Metzelmythos "Ilias" eingebaut sind.
Mögen die Sterne mit Dir sein
Was dazu passt, dass der Film "Furiosa" ungewöhnlich brutal ist. "Mögen die Sterne mit Dir sein" - ist ein Segensspruch der Oasenbewohner: eine Verbeugung vor George Lukas "Star Wars"-Epos, wo es die "Macht" ist, die einen begleiten soll.
Der wiederum erhält in diesem Jahr - neben Meryl Streep - auch noch eine Goldene Ehren-Palme. Und das muss man George Miller lassen: Er ist mit seinem australischen Film einfach geerdeter.
- Themen:
- Meryl Streep