Ballern, böllern, witzeln
Die Straße gleicht einem Schlachtfeld. Und mittendrin kämpft ein versprengter Haufen an Söldnern um sein Leben. Als alles verloren scheint, fallen die Gegner plötzlich um wie die Fliegen, auch der feindliche Panzer geht in Flammen auf. Und dann zeigt sich – natürlich in Zeitlupe – der Retter in der Not. Es ist Chuck Norris, eingeführt von Morricones legendärem Kojoten-Motiv aus „Zwei glorreiche Halunken”. Sylvester Stallone alias Barney begrüßt den bekanntesten Vollbartträger des Actionkinos mit einem herzlichen „Ich dachte, du wärst tot”. Und der einsame Wolf kontert mit dem, was er mittlerweile ist – sein eigener Witz: „Ich wurde von einer Königskobra gebissen, aber nach fünf qualvollen Tagen voller Schmerzen ist die Kobra gestorben.”
Die Szene spiegelt exakt wider, um was es den Machern von „The Expendables 2” geht: ironisch mit den Images ihrer gealterten Actionhelden zu spielen, aber sie dennoch so heroisch in Szene zu setzen, als könnten es die „dreckigen Köter” (O-Ton Bruce Willis) immer noch allen zeigen. Reiner Vorwand bleibt dabei die hanebüchene Geschichte – auch eine Parallele zu Teil 1, der 2010 mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 270 Millionen Dollar zu einem Spätsommer-Überraschungshit wurde.
Im Vergleich zum Vorgängerfilm konzentriert sich Ober-„Expendable” Stallone jetzt auf seine Rolle als Alphatier vor der Kamera. Gut so, denn der neue Regisseur Simon West („Con Air”) zeigt gleich im zehnminütigen Prolog, dass er etwas von der Inszenierung explosiver Actionszenen versteht. Mitten im Kugelhagel geht allerdings der pausbäckige Martial-Arts-Star Jet Li verloren. Ersetzt wird er durch Arnold „Arnie” Schwarzenegger, der von Sly & Co. unter Lebensgefahr befreit wird – nur, um bis auf den spektakulären Showdown wieder aus dem Film zu verschwinden. Aber vielleicht ist das auch besser so, denn die „steirische Eiche” wirkt hölzerner als jemals zuvor.
Weit entfernt vom Ruhestand präsentiert sich Jean-Claude van Damme. Mit verdunkelter Sonnenbrille gibt er in Osteuropa den Menschenschinder. Auf der Jagd nach Plutonium tötet er auch einen „Expendable”. Das verlangt nach Rache! Was folgt, ist eine zweistündige Materialschlacht voller Gewalt und reaktionärer Sprüche. Ganz so, wie in den schlechten alten Kalter-Kriegs-Zeiten. Und bald heißt es sicher: „We’ll be back”.
Kino: Cinema (OV), CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Neues Gabriel, Royal
R: Simon West (USA, 103 Min.)