"Ballerina": Die Waffen einer Frau
Lux in Tenebris, lateinisch für "Licht in der Dunkelheit", hat sich Eve (Ana de Armas) auf ihren Rücken stechen lassen. Diese tief empfundene Sehnsucht nach Licht, nach Liebe, nach Hoffnung. Sie hat sich eingebrannt in Eve, als sie noch ein Mädchen war und den Mord an ihrem Vater mitansehen musste. Nun hat diese äußerlich wie innerlich vernarbte junge Frau eine andere Familie, die Ruska Roma: eine leicht dekadente, von einer "Direktorin" (Anjelica Huston) autoritär geleitete Mafiaorganisation, die behauptet Balletttänzerinnen auszubilden, aber Auftragskiller hervorbringt. Eine Prima Ballerina auf ihrem Gebiet ist bald auch Eve. So wie einst John Wick (Keanu Reeves), der hier ebenfalls zur menschlichen Mordwaffe geschmiedet wurde.
Was ändert sich, wenn eine Frau Action macht?
"Ballerina" will mehr sein als ein Ableger der Hit-Filmreihe mit dem schweigsamen wie kompromisslosen Profi in der Titelrolle. Der Film will zeigen, was sich ändert, wenn eine Frau Action macht. Und deshalb ist diese Eve auch ausgestattet mit einem Beschützerinstinkt und kämpft nicht wie John Wick, wie ein Mann. Raffiniert und beherzt setzt sie ihren zarteren, aber auch geschmeidigeren Körper ein, bis am Ende, nach all den ermüdenden Auftragsjobs für diese moderne Femme Nikita doch die Selbstjustiz, die Rache am Tod des Vaters steht.
Wie sich diese weibliche Kampfkunst konkret entfaltet, das zeigt Regisseur Len Wiseman, der Gerüchten zufolge während des Drehs vom "John Wick"-Macher Chad Stahelski ersetzt wurde, in herausragend choreografierten Action-Tableaus. Mal kommen dabei zweckentfremdete Objekte wie Schlittschuhe oder Teller zum Einsatz, oder, in einem umwerfenden Showdown im beschaulichen Hallstatt, sogar Flammenwerfer.

Nein, subtil ist dieser Pas de deux für Fans des Action-Genres nicht, aber die feurige Rächerin Ana de Armas verleiht dem bleihaltigen Kampf-Ballett in ihrer Mischung aus unbändiger Wut und versteckter Traurigkeit eine Dringlichkeit, die sich wohltuend absetzt von der kühlen Präzision eines hier nur gegen Ende präsenten Keanu Reeves.
Kino: Astor Film Lounge, Cinemaxx, Gloria, Leopold, Royal und Mathäser (auch OV) sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV)
R: Len Wiseman (USA, 125 Min.)
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