AZ-Filmkritik zum Film „Café Society“: Schönes altes Amerika

Altmeister Woody Allen schwelgt mal wieder in Nostalgie: „Café Society“ ist weise, charmant und wunderbar klassisch.
Adrian Prechtel |
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Altmeister Woody Allen schwelgt mal wieder in Nostalgie: „Café Society“ ist weise, charmant und wunderbar klassisch
Warner / Sabrina Lantos 2 Altmeister Woody Allen schwelgt mal wieder in Nostalgie: „Café Society“ ist weise, charmant und wunderbar klassisch
Altmeister Woody Allen schwelgt mal wieder in Nostalgie: „Café Society“ ist weise, charmant und wunderbar klassisch
Warner / Sabrina Lantos 2 Altmeister Woody Allen schwelgt mal wieder in Nostalgie: „Café Society“ ist weise, charmant und wunderbar klassisch

Wie haben es die Beach Boys so schön besungen: „I wish they all could be California Girls!” Woody Allen als Manhattan-Mann meidet zwar Hollywood und den Oscarrummel, aber in „Café Society” folgt der unbeleckte Juwelierssohn Bobby (Jesse Eisenberg) dem Glamourruf „Go West!” nach Los Angeles. Sein Onkel (Steve Carell) ist dort ein Star-Agent. Und natürlich verliebt sich Bobby, der sich in der Welt der angestrengt Schönen und Reichen verloren fühlt, in die wunderschöne, scheinbar unerreichbare Assistentin Vonnie (Kristen Stewart), die allerdings bereits eine Affäre mit einem supergeldigen, verheirateten Mann hat.

Vor dem Hintergrund elegant aufgedrehter Starallüren, alkoholgetränkter Superreichenpartys und natürlich dem Swing der großen Studiozeit in den hier sommerlich unbeschwerten 30er Jahren entwirft Woody Allen ein wunderbares, tragikomisches Liebesspiel. Es ist gewürzt mit Witz, schönen Klischees und Wahrheit: Da ist die junge Frau, die sich zwischen Liebe und Luxus-Verführung entscheiden muss und dabei ihre eigenen Gefühle nicht mehr richtig deuten kann. Und auch der alte Gönner ist verwirrt zwischen Attraktion der Jugend und Ehetreue.

Wir aber leben und bangen mit Bobby, dem ehrlich liebenden Romantiker, der nach allen Irrungen, Wirrungen und Liebesscheitern zurückkehrt, mit den Worten: „Ich musste weg, um zu wissen, dass ich ein New Yorker bin!”

Womit die zweite Lebensfrage im Spiel ist: die der Verwurzelung in der Heimat, die eben auch Trost und Stärke geben kann. Denn hier, in New York, eröffnet Bobby das bald angesagte „Café Society”, verwirklicht so seinen amerikanischen Traum und bringt dabei ein Erinnerungsstück des schicken Hollywoods ins geerdetere Manhattan: eine Versöhnung zwischen Ost- und Westküste – bis hier die große Liebe aus der Vergangenheit auftaucht.

Woody Allen hat kokett eingestanden, die „Twilight”-Vampir-Filme, die Kristen Stewart zum Star gemacht haben, nie gesehen zu haben. Aber er stellt in seinem Film auch die romantische Frage nach der „Liebe des Lebens” und hat dabei dem Ex-Teeniestar eine starke Charakterrolle verschafft, in der sich die Verführbarkeit durch Macht und Geld wunderbar vorführen lässt.

Ihr Spiel ist dabei niemals oberflächlich. Denn es gelingt Kristen Stewart, alle Spuren der Melancholie und der Sehnsucht nach wahren Inhalten durchschimmern zu lassen, die in Luxus ertränkte Lebenslügen hinterlassen. Das ist die weise Tragik dieses schönen, in nostalgischer Ästhetik und charmanten Figuren-Klischees schwelgenden, wunderbar klassischen Films unseres psychologisch weisen Altmeisters Woody Allen.


Regie: Woody Allen (USA 2016, 96 Min.)

Kinos: ABC, Cinema, City, Eldorado, Gabriel, Kino Solln, Museum-Lichtspiele, Rio Filmpalast, Studio Isabella

 

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