AZ-Filmkritik: Der dunkle Turm - Schlechte Stephen King Verfilmung
Der achtbändige "Dunkle Turm" gilt als Stephen Kings Opus Magnum. Das Fantasy-Epos, in dem sich King nach eigenem Bekunden vor J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" als auch vor Sergio Leones "Zwei glorreiche Halunken" verneigt, war schon oft für eine Verfilmung im Gespräch. Nun haben sich die "Sony"-Studios des Stoffes angenommen, den dänischen Regisseur Nikolaj Arcel engagiert und die Vorlage auf überraschend bescheidene 95 Minuten herunter gekocht.
Äußerst unepisch ist hier jedoch nicht nur das Zeitformat, sondern auch die inhaltliche und ästhetische Gestaltung ausgefallen. Wie jedes zweitbeste Fantasy-Abenteuer startet auch "Der dunkle Turm" mit einem jungen Heranwachsenden, der über eine besondere Gabe verfügt. Nacht für Nacht wacht Jake (Tom Taylor) aus seinen Albträumen auf, in denen Kinder auf einen Zahnarztstuhl gefesselt und ihre Lebensenergien mit einer monströsen Maschinerie als heller Strahl in den Himmel gelenkt werden, um jenen dunklen Turm zu zerstören, der das Universum vor den finsteren Mächten beschützt. Schließlich findet Jake in einem verlassenen New Yorker Haus das Portal in jene sogenannte Mittelwelt. Dort kämpft Roland (Idris Elba) als "Revolvermann" gegen den mächtigen Zauberer Walter (Matthew McConaughy). In Jake sieht letzterer seine Wunderwaffe, deren "Shining" den Turm endlich zum Einsturz bringen könnte. Aber Jake ist ein starker Junge, Roland ein beherzter Revolverheld – und die Drehbuchautoren von einer irritierend geradlinigen Einfallslosigkeit, die die Reifung des minderjährigen Helden, die väterliche Bindung zu seinem Beschützer und den verdienten Tod des Bösewichtes vollkommen überraschungsfrei herunter erzählen.
"Und das war alles?!", denkt man nach eineinhalb Stunden im Kinosessel und kramt vergeblich im Gedächtnis nach irgendwelchen Subtext-Angeboten oder hintergründigen Plotwendungen. Zur ultraflachen Narration gesellt sich eine uninspirierte visuelle Gestaltung, die abgenutzte Fantasy- und Westernmotive zitiert, aber nichts damit anzufangen weiß. Auch in technischer Hinsicht kommt die Studioproduktion mit billigem Look alles andere als "state of art" daher. Einzig der stets verlässlich charismatische Idris Elba ragt aus der Wüste der Mittelmäßigkeit heraus. Als Pilotfilm zu einer Fernsehserie mag "Der dunkle Turm" vielleicht noch durchgehen. Aber als Kinoepos oder gar als Auftakt zu einem neuen Fantasy-Franchise wurde diese Stephen-King-Verfilmung gründlich in den Sand gesetzt.
Kino: Cadillac, Rio, Cinemaxx, Mchn. Freiheit, Gabriel (auch OmU), Mathäser (auch OV), Leopold (OmU) sowie Cinema und Museum Lichtspiele (OV) Regie: Nikolaj Arcel (USA, 95 Min.)
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