AZ-Filmkritik - "Alien: Covenant": Spiel’s noch einmal, Scott

Ridley Scotts "Alien: Covenant" entspricht weitgehend dem Originalfilm von 1979 – und ist doch großartig.
Florian Koch |
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Das geht nicht mehr lange gut: Aus dem Bauch des Astronauten des Raumschiffs "Covenant" frisst sich gerade ein Alien raus, und das ist so bösartig wie 1979.
Twentieth Century Fox Das geht nicht mehr lange gut: Aus dem Bauch des Astronauten des Raumschiffs "Covenant" frisst sich gerade ein Alien raus, und das ist so bösartig wie 1979.

Wer sich ohne Vorwissen das "Alien"-Original angesehen hat, wird diese eine Szene, die sich in die Filmgeschichte regelrecht eingebohrt hat, nie vergessen. Dort fängt in einem Moment der Ausgelassenheit ein Astronaut plötzlich an zu husten, zu zucken, bis ein gefräßiger fremder Organismus aus seinem Brustkorb platzt. Die Geburt des Aliens, dieser eklig-schleimigen Mischung aus Gottesanbeterin und Reptil ist nun 38 Jahre her.

Doch auch nach dem Tod seines Schöpfers, des Schweizer Künstlers HR Giger, treibt es nach sieben Kinofilmen, Romanen und Videospielen erneut sein Unwesen. Schuld daran ist Ridley Scott, der auch mit 79 Jahren arbeitswütige Regisseur des ersten Teils.

Von den erwartbaren Ermüdungserscheinungen ist in "Alien: Covenant" nichts zu spüren – auch wenn die Handlung bis ins Detail dem Original folgt. Wieder ist es ein bemanntes Raumschiff (mit dem Namen "Covenant"), das ein merkwürdiges Signal empfängt und schließlich auf einem fremden Planeten landet, wo das Grauen wartet.

Auch kristallisiert sich aus der austauschbaren Besatzung bald eine wenig feminine, kühl kalkulierende Antiheldin heraus, die dem Feind die Stirn bietet. Nur hört die nicht auf den Namen Ripley, sondern Daniels. Schauspielerin Katherine Waterston ahmt mit ihrer trotzigen Attitüde und kämpferischen Körperhaltung Sigourney Weaver gekonnt nach.
 

Kreaturen in all ihrer Bösartigkeit wie 1979

Was also macht den beklemmend atmosphärischen und mit perfekt getimten Actionsequenzen unterfütterten Reißer so besonders? Zum einen ist da die Körperlichkeit, die der britische Altmeister der Alien-Saga zurückbringt. Verschwunden sind die sterilen Computeranimationen von "Alien – Die Wiedergeburt", zurück die Kreaturen in all ihrer Bösartigkeit. Die Aliens dürfen zischen, jagen, sich auf Gesichtern festkrallen, und sich effektiv-brutal aus Menschen fressen, so dass das Kino wieder in die Realität hineingreift und man gleich die eigene Gesundheit hinterfragen möchte.

Im Fokus stehen aber nicht der aggressive Bodyhorror, sondern neben der Frage, wer die Aliens überhaupt erschaffen hat, zwei vielschichtige Doppelgänger-Figuren: Die Androiden David und Walter. Der eine, bekannt aus dem Vorläuferfilm "Prometheus", empfängt die Gestrandeten auf dem erdähnlichen Planeten, bietet der Crew, die mit 2.000 in Kühlkammern lagernden Kolonisten an Bord eine neue Erde besiedeln will, erst einmal Schutz.

Bald zeigt sich, dass dieser Wagner liebende Narzisst, der mit seinen langen Haaren aussieht wie die Punklegende Iggy Pop, sich der Menschheit überlegen fühlt, ein Richter sein will über Leben und Tod. Auf der anderen Seite steht der nur technisch weiterentwickelte Walter, ein brav frisierter Ja-Sager, der devot alles ausführt, was man von ihm verlangt.

Zwischen diesen beiden Polen entwickelt sich auch dank der genial-differenzierten Doppel-Performance von Michael Fassbender ein Spannungsfeld, dem man sich bis zum überraschenden Ende kaum entziehen kann.


R: Ridley Scott (USA, 122 Min.)

Kinos: Cinema, Museum-Lichtspiele (beide OV), Gloria, Mathäser (beide auch OV), Münchner Freiheit, Royal, CinemaxX

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