Arri-Kino wird zur Kirche: "Always Look On The Bright Side Of Life"

Im Arri an der Türkenstraße finden neuerdings Gottesdienste einer Freikirche statt. Filme dürfen aber weiterhin nicht gezeigt werden.
von  Robert Braunmüller
Das zur Astor Film Lounge umgestaltete Arri in der Türkenstraße ist nun Sonntags eine Kirche.
Das zur Astor Film Lounge umgestaltete Arri in der Türkenstraße ist nun Sonntags eine Kirche.

München - Jeden Sonntag stehen Leute vor dem Arri-Kino alias Astor Film Lounge in der Türkenstraße. Darüber wunderte sich der Journalist, Türsteher und Wedekindplatz-Konfliktmanager Dorin Popa auf Twitter (@NiceBastard). Auf auf eine Matinee können sie nicht warten, weil die Kinos derzeit geschlossen sind. Was machen sie dann?

Freikirche Hillsong Church hält Gottesdienste im Kinosaal

Am Sonntag fragte Popa nach: Er erfuhr, dass er sich um Gläubige der Hillsong Church handelt, die dort ihren Gottesdienst abhält. Was kein Geheimnis ist, sondern auf der Homepage dieser Freikirche zu lesen ist, die sich auch im Oberangertheater versammelt. Kinos und Theater dürfen nicht spielen. Aber es gehört zu den Absurditäten der gegenwärtigen (und auch keineswegs unbegründeten) Schließung kultureller Spielstätten, dass man ihre Räume für Gottesdienste nutzen darf.

Aber es kommt (fast) noch besser: Die 1983 in Australien gegründete Hillsong Church ist nicht nur eine weltweit aktive australische Pfingstkirche. Bei dieser "Hipsterkirche", deren bekannstester Anhänger Justin Bieber heißt, spielt die sogenannte Lobpreis-Musik eine zentrale Rolle. Alben aus dem Umfeld der Freikirche erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf der Liste der "Top Christian Albums" des US-Magazins "Billboard".

Arri in der Türkenstraße: Gottesdienst statt Filme

Allerdings sollte man sich den Lobpreis Gottes im Arri musikalisch nicht allzu üppig ausmalen. Der Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe versichert, dass bei den Gottesdiensten auf Abstände geachtet werde und Mundschutz getragen werden müsse. Die Versammlungen der Freikirchler seien vom Kreisverwaltungsreferat genehmigt, die Kirche nennt diese Veranstaltungen "Micro-Church" und betont auf ihrer Homepage, sich an die geltenden behördlichen Regeln halten zu wollen.

Was bleibt für Kinos und Theater? Das Warten auf das Ende des Lockdowns, der dank einer verspätet gezogener Notbremse nun bis in den Frühsommer dauern wird. Bis dahin könnten Jesusfilme die Lösung sein. Kulturveranstalter mögen sich also an den Schluss-Song aus "Das Leben des Brian" halten: "Always Look On The Bright Side Of Life."

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