"Am Ende ein Fest": Leichtigkeit im Vergehen
Gelungene Tragikomödie über Sterben und die Hilfe dabei: "Am Ende ein Fest“. Ein Film, in dem es um wichtige Fragen über Mensch und Gott sowie Freundschaft geht.
Eine melancholische Komödie um Sterbehilfe? Ja, das geht. Jedenfalls bei Sharon Maymon und Tal Granit. Das israelische Regie-Duo lässt sich von Tabuthemen wie Suizid und Tod, Demenz oder Depression nicht abschrecken. Da verbringt eine Gruppe von Senioren über 70 noch eine halbwegs aktive Zeit in einem komfortablen Altenheim, auch wenn verschiedene Zipperlein sie zwacken. Als einer von ihnen todkrank seinem Leben ein Ende setzen will, bastelt der betagte Tüftler Yehezkel eine Maschine, bei der der Sterbewillige nur einen Knopf drücken muss, um sanft zu entschlafen.
Die Nachricht dieser Erfindung spricht sich schnell rum, bald stehen Interessenten Schlange, wollen Erlösung gegen Geld. Als aber Yehezkels an Alzheimer leidende Ehefrau das Gerät nutzen will, gerät er in ein persönliches Dilemma. Die zwei zentralen Fragen lauten: Darf der Mensch Gott spielen? Wie weit würdest du für deine Freunde gehen?
In der richtigen Balance von Situationskomik und Traurigkeit machen es sich die Macher nicht leicht in diesem existenziellen Konflikt. Altern und Gebrechlichkeit sind sicherlich nicht lustig, aber wenn die Oldies einer Demenz-Patientin nach ihrem Nackt-Auftritt im Speisesaal die Scham nehmen, indem sie sich gemeinsam gemütlich nackt ins Gewächshaus hocken, mal einen Joint durchziehen, oder sich mit einer heftigen Raucherparty von einem Lungenkrebskranken verabschieden, bricht das die Ernsthaftigkeit mit einer traumwandlerischen Leichtigkeit, ohne auch nur einen Moment lächerlich zu wirken.
Und ein spätes homosexuelles Coming Out fehlt auch nicht. Es geht bei dieser gelungenen Gratwanderung zwischen Moral und Menschlichkeit vor allem um Freundschaft, Liebe und Abschied. Die glaubwürdigen Figuren, dargestellt von Israels Schauspielelite, sorgen dafür, dass man zwar leise lächelnd das Kino verlässt, aber auch die eigene Meinung überprüft und darüber nachdenkt, wie ein hieb- und stichfestes Gesetz ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Sterben ermöglichen könnte. Mit der Idee, bei einem selbstgewählten Ende ein Fest zu feiern, könnte man sich anfreunden.
Margret Köhler Kino: Atelier, Cadillac, Isabella R: Sharon Maymon, Tal Granit (Israel / D, 93 Min.)
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