"Alles ist gut gegangen": Liebe und Sturheit

François Ozon ist der Inbegriff der Stärke europäischen Erzählens: kunstvoller Realismus, dabei nicht auf Effekt, sondern auf psychologische Tiefe aus.
In "Alles ist gut gegangen" geht es eigentlich um ein hartes Thema, aber der Titel verspricht ja schon Entlastung. Sterbehilfe steht nicht nur in Frankreich immer noch unter Strafe. Sophie Marceau spielt die Tochter eines dominanten, erfolgreichen, lebenslustigen Vaters (André Dussolier), der nach einem Schlaganfall seine Tochter im Krankenhaus mit der Bitte konfrontiert: "Hilf mir, das hier zu beenden!"
Sterbehilfe bleibt ein gesellschaftlich-moralisch hart umkämpftes Thema
Was dann folgt, ist ein Meisterwerk. Denn es laufen mehrere Linien gegenläufig. Je mehr sich die Tochter von dem sie befremdenden Wunsch gefordert fühlt und ihn erst nach und nach akzeptiert, desto mehr erholt sich der Vater, so dass der Sterbewunsch vielleicht fragwürdiger wird. Aber der alte Mann bleibt bei seinem Entschluss, und das müsste eigentlich entscheiden, nur steht die Gesetzeslage entgegen, weil Sterbehilfe noch immer ein gesellschaftlich-moralisch so hart umkämpftes Thema ist.
Je tiefer wir also in den Sterbehilfekrimi einsteigen, desto mehr enthüllen sich komplizierte und sehr wahre Familienstrukturen aus Liebe und Verletzung, Geschwisterliebe und -rivalität, Dominanz und Emanzipation, in die von der Seite her sogar noch ein homosexueller Strang (typisch für Ozon) hineinwirkt. Denn der reiche Vater hatte früher einen zweifelhaften, heruntergekommenen Liebhaber, der jetzt wieder auftaucht.
Sophie Marceau überzeugt mit starker Präsenz und Charme
"Tout s'est bien passé - Alles ist gut gegangen" ist dabei unwahrscheinlich elegant erzählt, weil eben nicht alles auserzählt ist, sondern sich ganz natürlich im Kopf des Zuschauers zusammensetzt. Dabei helfen viele subtile Andeutungen und Gesten, was aber nur funktionieren kann, weil mit Sophie Marceau eine umwerfend gute Schauspielerin den Film trägt, die hier starke Präsenz, Charme, und Können mit allen Schattierungen zeigt. Das krönt ihre seit Teenietagen anhaltende Karriere, und so nimmt sie das Kinopublikum bei diesem schwierigen Thema ganz wunderbar an die Hand. Das ist Kino mit gesellschaftlicher Kraft, ohne irgendwie didaktisch zu sein.
Kino: Arena (auch Omu), Theatiner (OmU) R: François Ozon (F, 114 Min.)