Alle da, alles albern? Wes Anderssons "The Phoenician Scheme" in Cannes

Wes Anderson bringt mit The Phoenician Scheme erneut seinen ganz eigenen Mix aus Starpower, Klamauk und Kunsthandwerk nach Cannes – samt Benicio del Toro als schillerndem Tycoon und einer Armada an Nebendarsteller-Stars.
Adrian Prechtel
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Wes Anderson auf dem roten Teppich in Cannes.
Wes Anderson auf dem roten Teppich in Cannes. © IMAGO/Domine Jerome/ABACA (www.imago-images.de)

Den als Intellektuellen gehandelten Regie-Clown Wes Anderson zu einem Festival einzuladen, bringt den Vorteil, dass er immer ein unheimlich großes Staraufgebot im Schlepptau hat. Und so waren mit ihm nicht nur sein Hauptdarsteller Benicio del Toro als dubioser, halborientalischer Unternehmer-Oligarch der 50er-Jahre hier in Cannes am Roten Teppich. Der Rest sind alles Nebendarsteller – super prominent besetzt mit Stars wie Bryan Cranston, Riz Ahmed, Benedict Cumberbatch – und Tom Hanks, der allerdings nicht am Teppich erschien. Wie auch Scarlett Johanssen nicht, obwohl sie gerade ohnehin in Cannes ist, um ihr eigenes Regiedebüt vorzustellen.

Wes Anderson liefert klamaukigen Film in Cannes

Aber im Film sind sie alle zu sehen. Denn der 56-jährige Texaner Anderson hat sich in Hollywood einen Status als Kultregisseur erarbeitet, dass alle, wenn sie Zeit haben, bei ihm mitmachen, auch wenn manche Filme einfach ziemlicher Klamauk sind.

"The Phoenician Scheme" ist das sogar im besonderen Maße. Denn die pure Handlung ist dünn: Benicio del Toro ist Zah-Zah Korda. Schon der Name ist angelehnt an die schillernde Hollywood-Figur Za Za Gabor. Und wie sie wird auch del Toro mit seinem ungarischen Namen hier zum Katholizismus konvertieren, wie die Gabor, die als Jüdin katholisch aufwuchs, aber einen islamischen Mann geheiratet hatte.

Episodisch versucht der Tycoon Korda dann, andere Magnaten in neue Großprojekten einzubinden. Die sind im Film an historische Vorbilder wie den Suez-Kanal, den Assuan-Staudamm bis hin an etwas wie den Brenner-Basistunnel – nur hier im Orient – angelehnt. Wobei sich Widerstand gegen Kordas Wirtschaftsmacht regt: Es gibt Attentate auf sein Privatjet oder ein Wirtschaftsministertreffen, ihn zu stoppen, da er mit seinem Geld und als Global Player über Recht und Staatlichkeit zu stehen scheint. Letzteres macht den Film dann auch zynisch aktuell, wenn man an den Unternehmer Trump denkt.

Flache Typen, stilisierte Szenen: "The Phoenix Scheme" trägt Wes Andersons Handschrift

Das Dekor – made in Babelsberg – ist (wie seit „Grand Budapest Hotel“) kulissenhaft lustig extrem durchstilisiert, die Figuren bis zur Schmerzgrenze unpsychologisch typenhaft, sodass alles wie unglaublich aufwändiges Kasperltheater wirkt. Das wird natürlich heftig beklatsch, weil man hier meint, nicht empfinden zu müssen, was man im Englischen "Guilty Pleasure" nennt: Man amüsiert sich bei etwas, was eigentlich kein sauberes moralisches, ästhetisches oder politisch korrektes Kunstwerk ist.

Wes Anderson aber impft in seine Filme immer auch Metaebenen ein: wie hier eben angefangen von einer Hollywood-Figur bis hin zu Trump, von Scheich- und Oligarchen-Gebaren bishin zur Komik, dass der Tycoon Korda aus der rationalen Erwägung, ermordet zu werden, seine Nonnen-Tochter (Mia Threapleton) als Nachfolgerin einsetzt.

In Hollywood gab es vor zwanzig Jahren den Begriff "Stupid German Money", als deutsche Investoren wild in Hollywoodprojekte investierten und viel Geld in den Sand setzten. Zwölf Millionen Euro deutscher Fördergelder stecken im albernen "The Phoenician Scheme", das hoffentlich nicht unter diese Kategorie fallen wird.

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