"A United Kingdom": Wahre Liebe mit Geschichte
München - Eine Liebe zwischen Schwarz und Weiß im London der späten 40er Jahre: Das war ungewöhnlich, gewagt, gefährlich. Daran dachten die Büroangestellte Ruth Williams und der Jurastudent Seretse Khama aber nicht, als sie sich bei Jazzmusik begegneten. Es funkt und bald sind die beiden ein Paar und heiraten – mit Folgen: Auf der Straße werden sie angepöbelt, der Vater verstößt die Tochter.
Selbst Seretses Freunde halten die Verbindung für falsch. Denn der junge Schwarze ist der zukünftige König von Bechuanaland (heute Botswana), damals noch unter britischem Protektorat. Sein mächtiger Onkel lehnt die Weiße als Mitregentin ab.
Die britische Regierung spinnt diplomatische Intrigen, nicht zuletzt wegen vermuteter Bodenschätze. Außerdem benötigt England Uran aus dieser Gegend. Der Empfang in Seretses Heimat ist für die frisch Vermählten herb. "Du gehörst zu den Weißen, aber die wollen dich auch nicht mehr", schimpft eine Verwandte.
Regisseurin Amma Asante, Londonerin mit ghanaischen Wurzeln, nähert sich vorsichtig dieser wahren Geschichte, versucht die Gratwanderung zwischen zarter Romantik und harter Politik, schrammt manchmal haarscharf am Kitsch vorbei. Dennoch ist es packend, wie zwei Menschen für ihre Überzeugung kämpfen, sich gegen das britische Empire stellen und mit ihrem unbeugsamen Willen die Entwicklung eines Staates voranbringen.
Der Sieg von Toleranz über Rassismus tut gut, trotz aller Hindernisse – so zweifeln die Briten die Legitimität der Wahl Seretses zum König an, locken ihn unter falschem Vorwand nach London und verweigern ihm dann die Ausreise. Selbst Churchill bricht nach der Wahl sein Versprechen, Seretses Verbannung aufzuheben. Nur ein geschicktes politisches Manöver bringt die Wende.
So ist es spannungsgeladen, wenn sich Gefühlskino und Kolonialhistorie treffen sowie die hervorragenden Schauspieler David Oyelowo (als Martin Luther King in "Selma") und Rosemund Pike ("Gone Girl"). Wobei die Liebe vor wunderschöner Landschaft triumphiert.
Erst 1966 erhielt Botswana die Unabhängigkeit. Seretse Khama, der sich mit seinem Onkel versöhnte, wurde der erste Präsident. Heute führt sein demokratisch gewählter Sohn Ian Khama die Regierungsgeschäfte. Nach Transparency International wies Botswana 2014 die niedrigste Korruptionsrate afrikanischer Länder auf.
Kinos: ABC, Atelier, Monopol R: Amma Asante (GB, 111 Min.)
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