KinderKrimiPreis: Man gönnt sich ja sonst nichts. Arnika (13)
Das Wetter war mild, es roch nach Frühling und die Glocken der Kirchturmuhr schlugen zwölf Mal.
Katrin Baumgartner lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und lauschte dem durchdringenden Klang der Glocken. Eine leichte Brise mit dem frischen Duft nach Frühling wehte ihr durch das geöffnete Fenster ins Gesicht und Katrin vergaß für kurze Zeit, dass sie in ihrem Büro vor dem Notebook saß und gerade dabei war, einen Artikel über den Kmderkrimipreis für eine Münchner Tageszeitung zu schreiben. Sie liebte den Frühling. Sie mochte auch das Geläut der nebenstehenden Kirche. Nicht nur, weil der Zwölf-Uhr-Schlag sie daran erinnerte, dass sie jetzt Pause hatte. Die junge Journalistin schlüpfte in ihre Jacke, schnappte sich ihre Handtasche und ging Freude hinaus. Wie immer in der Mittagszeit machte sie sich auf den Weg in das gegenüberliegende Kaufhaus, um sich dort einen Snack zu besorgen. Mit einem leisen Surren öffneten sich die Eingangstüren und die Journalistin tauchte in das alltägliche Einkaufsleben ein. Sie schlenderte durch die Reihen auf die Lebensmittelabteilung zu. Als Katrin eine Viertelstunde später wieder aus dem Kaufhaus kam, trug sie zwei vollgefüllte Einkaufstüten mit sich. „Was habe ich denn da alles mitgenommen?", warf sie sich selbst vor. Eigentlich hatte sie sich doch bloß ein Mittagessen holen wollen. Trotzdem fühlte sie sich glücklich. „Man gönnt sich ja sonst nichts!", dachte sie sich und trug ihre Einkäufe in die Redaktion.
Nach Feierabend war Katrin gerade dabei, ihr Fahrrad vor der Haustür abzusperren, als sie jemand von hinten ansprach: „Hi, Katrin!" Die Journalistin wirbelte herum, obwohl sie sowieso schon wusste, um wen es sich handelte. Marie stand im Gartentor und lächelte sie an. Die beiden waren gleich alt und seitdem Katrin vor zwei Jahren in das Haus eingezogen war, indem auch Marie wohnte, verstanden sie sich glänzend. „Hallo Marie!", begrüßte sie ihre Freundin, „Wie geht's?" „Na ja, passt schon!", entgegnete diese. Katrin bemerkte, dass Marie mehrere Einkaufstüten mit sich trug. Dabei war sie schon seit längerem arbeitslos und leistete sich immer nur das nötigste. „Was hast du denn da alles dabei?", wollte Katrin wissen und deutete auf die Einkaufstüten „Ich war shoppen", klärte Marie sie auf, „warum fragst du?" „Na ja, ich meine nur", fing die Journalistin an, „du bist doch sonst immer so sparsam, weil dir das Geld nicht reicht, oder?" „Man gönnt sich ja sonst nichts!", erklärte Marie ihr Verhalten. „Du hast schon recht", stimmte Katrin ihr zu, schnappte ihre eigenen Tüten und stieg die enge Treppe des Hauses, bis zu ihrer kleinen Wohnung hinauf. Sie schloss die Tür hinter sich, hängte ihre Jacke an den Haken und machte sich daran, ihre Tüten auszupacken. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Seit ein paar Tagen kam sie immer mit vollen Einkaufstaschen nach Hause, obwohl ihre Regale von Vorräten nur so strotzten und sie inzwischen auch schon eine ordentliche Auswahl an Kleidungsstücken besaß. Bei ihren Einkäufen befand sich nichts, was sie dringend benötigte. Alles war entweder vollkommen überflüssig oder unwichtig. Dabei war ihr Geld sowieso schon knapp und sie achtete immer streng darauf, dass sie nicht mehr im Haus hatte, als sie eigentlich brauchte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Da war sie sich ganz sicher.
In der Nacht lag Katrin schlaflos in ihrem Bett und dachte über den heutigen Tag nach. Vielleicht war sie ja kaufsüchtig. Nein, das war unwahrscheinlich, und außerdem fühlte sie sich im Kaufhaus nicht nur glücklich, sondern auch als würde sie von einer zweiten Macht kontrolliert werden. Kontrolliert! Das war es! Vielleicht steckte jemand dahinter, der sie kontrollieren wollte. Aber wie? Sie beschloss, am nächsten Tag zu recherchieren und konzentrierte sich darauf, an etwas anderes zu denken, um endlich einschlafen zu können. Am nächsten Morgen stand Katrin pünktlich auf und radelte los. Neben der Redaktion befand sich ein Stehcafé, in dem die Journalistin manchmal frühstückte. Auch heute kehrte sie dort ein. Während sie ihr Croissant genoss, schaute sie aus dem Fenster und beobachtete das hektische Treiben der Menschen, die ins Kaufhaus gingen und dann mit voll bepackten Tüten wieder herauskamen. Katrin entdeckte niemanden in dem Treiben, der weniger als zwei Tüten mit sich schleppte. Anscheinend war der Kaufwahn bei ihr keine Einzelerscheinung. Ein bisschen beruhigte sie der Gedanke, aber er vermittelte ihr immer mehr, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Später saß die Journalistin in ihrem Büro und recherchierte im Internet. Irgendwann gelangte sie auf eine Seite, auf der von Bewusstseinskontrolle der Menschen berichtet wurde. Ein Münchner Wissenschaftler forschte an einem Projekt, wie man das Verhalten der Menschen kontrollieren konnte. Vielleicht manipulierte das Kaufhaus ja auf diese Weise die Menschen. Katrin entschloss sich, den Wissenschaftler aufzusuchen und ihm ein paar Fragen zu stellen. Eventuell konnte er ihr mehr verraten, aus dem sich dann auch ein guter Artikel schreiben ließ. Die Journalistin stand in einer großen, hellen Eingangshalle in einem Forschungszentrum, in der sie sich klein und unwichtig vorkam. Sie hatte hier um 13 Uhr mit dem Wissenschaftler Herrn Prof. Huber ein Treffen ausgemacht. Katrin schritt die Steintreppe in den ersten Stock hinauf und bog in den Gang ein, der zum Zimmer des Professors führte. Sie war ganz in Gedanken versunken, als sie plötzlich schnelle Schritte auf sich zukommen hörte und sie jemand anrempelte. „Hei!", rief sie wütend, „pass doch auf!" Einen Moment lang schaute sie einem glatzköpfigen, kräftig gebauten Mann in die Augen. Hektisch und ohne ein Wort zu sagen wandte er sich um und lief schnell davon. „Also so was!", wunderte sich Katrin und marschierte kopfschüttelnd weiter. Sie erreichte Punkt 13 Uhr die Türe des Professors und klopfte kräftig dagegen Die Journalistin lauschte. Nichts regte sich. Wahrscheinlich war der Wissenschaftler nur kurz weggegangen und kam gleich wieder. Sie lehnte sich gegen die Wand und wartete. Als Herr Prof. Huber nach zehn Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, entschied sie, nebenan nachzufragen, ob jemand wusste, wo sich Herr Huber aufhielt. Auf dem Türschild stand: Eduard Müller. Sie klopfte. „Herein!", hörte sie eine gedämpfte Stimme von drinnen. Sie drückte die Klinke hinunter. Hinter der Türe befand sich ein kleines heiles Büro, indem ein junger Mann saß und ihr entgegenblickte. „Entschuldigen Sie die Störung!", begann die Journalistin, „Ich bin Katrin Baumgartner von der Zeitung und ich habe einen Termin mit Herrn Huber ausgemacht Wissen Sie wo ich ihn finden kann?' „Ist er nicht in seinem Büro?", erkundigte sich der Mann. „Nein, ich habe geklopft, aber er hat nicht aufgemacht", antwortete Katrin ihm. Der Mann erhob sich und schritt zur Tür. „Wissen Sie", klärte er sie auf, „Herr Huber schläft oft bei der Arbeit ein. Er bleibt meist die ganze Nacht über hier und forscht. Dann ist es eigentlich klar, dass er irgendwann nicht mehr kann, oder?"
Katrin folgte ihm auf den Gang. Herr Müller pochte noch einmal gegen die Tür. Wieder blieb alles still. Trotzdem legte er die Hand auf die Klinke und drückte sie hinunter. Er schaute ins Zimmer. „Habe ich es nicht gesagt!", meinte er mit selbstsicherem Unterton und öffnete die Tür so weit, dass auch Katrin etwas sehen konnte. In dem Raum stand ein großer Schreibtisch, auf dem es von Büchern und Unterlagen nur so wimmelte. Vor dem Tisch hockte zurück gelehnt ein älterer Herr. Er war dünn, fast schon mager und trug eine Brille auf der spitzen Nase. „Ahm...Entschuldigung, Herr Prof. Huber?", sprach Herr Müller den Professor an. Der Wissenschaftler antwortete nicht. Der Mann lehnte schweigend da und zeigte nicht einmal mit einer kleinen Regung, dass er etwas gehört hatte. Herr Müller trat in den Raum zum Professor hinüber und rüttelte ihn. Er bewegte sich immer noch nicht. Drückende Stille lastete im Raum und die Journalistin spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie folgte dem Herrn in das Büro des Wissenschaftlers. Plötzlich entdeckte sie etwas neben dem Stuhl des Professors. Sie zuckte zusammen. Das konnte nicht sein. Es war einfach nicht möglich. Ihr Herz raste wie wild bei dem Anblick. Und sie konnte es immer noch nicht glauben. Blut! Dunkelrotes Blut tropfte aus einer Wunde am Hals des Professors und bildete eine Pfütze am Boden. Sie stieß einen gellenden Schrei der Angst und Verzweiflung aus. Herr Müller hatte es inzwischen auch bemerkt Er wandte sich um und lief kreidebleich aus dem Zimmer. „Ich hole den Notarzt!", rief er noch und verschwand in seinem Büro. Katrins Herz schlug schneller und die Knie wurden ihr weich. Sie wollte einfach nur weg von hier. Ihr brach der Schweiß aus und sie musste sich umdrehen um nicht ohnmächtig umzufallen. „Lebt der Wissenschaftler noch?", schoss es ihr durch den Kopf. Auf einmal entdeckte sie ein Kuvert, das vor dem Forscher auf dem Tisch lag. Für Katrin Baumgartner, stand darauf. Ohne lange zu überlegen, schnappte sie sich den Umschlag und steckte ihn in ihre Handtasche. Kurz darauf kam Herr Müller, gefolgt von einem Notarztteam und der Polizei, zurück und die Journalistin war froh, als sie aus dem Zimmer geschickt wurde. Am Abend lag Katrin zu Hause in ihrem Bett und dachte nach. Für Herrn Prof. Huber war alle Hilfe zu spät gekommen. Die Polizei hatte ihr am Nachmittag eine Menge Fragen gestellt und sie dann heimgeschickt, weil sie sich kaum noch auf den Beinen hatte halten können.
Eigentlich wollte sie schlafen, doch der tote Professor verschwand nicht mehr aus ihrem Kopf. „Hätte ich nur nicht so lange vor seiner Tür gewartet!", warf sie sich vor, „Vielleicht hätten sie ihn dann retten können" Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich, wie er schlaff auf dem Stuhl hing und sich nicht bewegte. „Wer hatte ihn umgebracht?", fragte sie sich, „Und warum?" Hatte der Typ aus dem Treppenhaus, der es so eilig gehabt und sie fast umgestoßen hatte, damit etwas zu tun? Eigentlich hätte sie sich Freude müssen. So eine gute Geschichte für die Zeitung ergab sich selten Aber natürlich tat sie es nicht. Es war doch etwas anderes über Verbrechen zu schreiben, als in sie verwickelt zu sein. Auf einmal fiel ihr ein, dass sie ja nicht mit leeren Händen nach Hause gekommen war. Plötzlich war sie wieder hellwach, sprang auf und holte das Kuvert, das sie aus dem Büro des Professors mitgenommen hatte. Vorsichtig öffnete Katrin es und fand darin mehrere Berichte über Bewusstseinskontrolle. Erstaunt las die Journalistin, dass man die Menschen mit Mikrowellen kontrollieren konnte. Mit diesen Wellen wurden in einigen Städten ganze Sozialwohnsiedlungen bestrahlt, um das Leben mit diesen Menschen möglichst unkompliziert zu machen. Der Professor hatte sich anscheinend auf die Beeinflussung des Kaufverhaltens spezialisiert. Das funktionierte, weil die Mikrowellen die Gehirnwellen nachahmen. Wenn man dann bestimmte Wellen ein bisschen verändert, gleicht sich das Gehirn an die Wellen an und ist damit dem Mikrowellensender ausgeliefert. Die dazu benötigten Mikrowellen können mit einer Mikroweilen-Sendeanlage, kurz MSA, ausgestrahlt werden. Der Journalistin lief es kalt den Rücken hinunter. Mit Mikrowellen konnte man also alles kontrollieren. Katrin schaute die Berichte noch einmal durch. Dabei viel ihr ein Foto in die Hand, das eine Maschine zeigt, die Katrin ein bisschen an eine Stereoanlage erinnerte. MSA stand darauf. Sie war sich jetzt ganz sicher, dass das Kaufhaus mit so einer Sendeanlage die Menschen mit Mikrowellen bestrahlte. Aber sie konnte es noch nicht beweisen. Sie beschloss, sich am nächsten Tag ein bisschen im Kaufhaus umzuschauen. Vielleicht entdeckte sie ja eine MSA und konnte ihren Verdacht bestätigen.
Am nächsten Morgen schnappte sich Katrin ihre Handtasche, schlüpfte in ihre Jacke und machte sich auf den Weg zum Kaufhaus. Die Journalistin hatte keinen Plan aber sie beschloss, bei ihrer Runde durch das Kaufhaus einfach die Augen offen zu halten. Sie schlängelte sich durch das dichte Gedränge und bekam plötzlich wieder Lust, sich etwas zu kaufen. Mit aller Anstrengung wehrte sie sich gegen das Gefühl und redete sich ein, dass sie kein Geld dabei hatte. Katrin warf einen Blick an die Decke des Ladens. An einigen Stellen konnte sie kleine antennenartige Geräte erkennen. Die Journalistin vermutete, dass diese die Mikrowellen von der MSA aus im ganzen Kaufhaus verteilten. Aber wo war die Sendeanlage selbst? Da! Zwischen zwei Regalen befand sich eine Tür. Zutritt nur für Personal stand darauf. „Na, wenn das nicht ist, was ich suche!", dachte sich Katrin. Sie schaute sich um. Niemand war in der Nähe. Lautlos öffnete sie die Türe und fand sich in einem Treppenhaus wieder. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich für die Treppe in den Keller und stieg sie, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, hinab. Unten befand sich ein dunkler Raum. Zwei Türen führten von dort weg. Dir Herz schlug schneller. Eine der beiden war stählern und mit einem codierten Schloss versehen. „Wenn das kein Zufall ist!", überlegte sie sich. Aber wie sollte sie dort hineinkommen. Sie wollte schon die andere Türe öffnen, als sie plötzlich Schritte hörte. Ein eiskalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Was sollte sie tun, wenn sie jetzt entdeckt wurde? Hastig schaute sie sich um. Wo sollte sie sich verstecken? Im letzten Moment sprang sie unter die Treppe. Dann wurde die Stahltür aufgemacht und zwei Männer kamen heraus. Ihr Herz klopfte verräterisch laut, als die Männer an ihr vorbei kamen. Instinktiv sprang sie auf und schlüpfte unbemerkt durch die zufallende Stahltür. „Das ist noch einmal gut gegangen!", atmete sie auf. Katrin war in einem langen Gang mit vielen Türen gelandet. Sie lauschte. Die Journalistin zuckte zusammen. Ein lautes Gelächter war vom Ende des Flurs zu vernehmen. Eine Gänsehaut verteilte sich auf ihrem Körper. Jetzt wollte sie nur noch weg von hier. Doch ihre Neugier siegte und sie schlich an mehreren Computer- und Lagerräumen vorbei, bis zu dem Raum, aus dem die Stimmen kamen. Vorsichtig schaute Katrin durch die leicht geöffnete Tür hinein. An einem Tisch saßen viele Männer bei einer Flasche Bier zusammen und redeten. Katrin schaute in die Menge. Das konnte doch nicht sein. Am Kopfende der Tafel saß der Mann, der sie im Forschungszentrum umgerannt hatte. Katrin lauschte interessiert dem Gespräch. „Ha, so viel Geschäft haben wir echt schon lange nicht mehr gemacht!", prahlte einer. „Ja, seit wir diese Mikrowellen auf die Leute strahlen, kaufen die, was das Zeug hält!", stimmte ihm ein anderer zu. Da, das war der Beweis! Sie hatte es doch immer schon gewusst. „Und seit du diesen Wissenschaftler ermordet hast, der uns hinterher geschnüffelt hat, kann uns auch so schnell keiner mehr auf die Schliche kommen!" Katrin stieß einen erstickten Schrei aus, bereute es aber sofort. Jetzt wusste sie, wer Herrn Huber ermordet hatte und warum.
Wie versteinert stand sie da und wartete. Die Männer unterbrachen ihr Gelächter. Sie vernahm, wie jemand aufstand. „Habt ihr das gehört!", fragte einer. Die Tür wurde aufgerissen. Katrin löste sich aus ihrer Starre und rannte los, in Windeseile den Gang entlang zurück. Sie hörte, dass die Männer sie verfolgten. Katrin brach in Panik aus und befahl ihren Beinen, sich schneller zu bewegen. Hektisch zog sie die stählerne Tür auf und sauste die Treppe bis in den ersten Stock hinauf. Von dort aus führten mehrere Türen weg. Sie stieß die erste auf und schloss sie sofort und mit klopfendem Herzen wieder. Sie befand sich in einer Putzkammer. Hastig kroch sie hinter einen Stapel mit Putztüchern und überlegte, was sie tun konnte. Sie tastete ihre Hosentasche ab. Da, ihr Handy! Sie angelte es heraus und holte die Visitenkarte des Kommissars aus ihrer Handtasche, die er ihr bei seinem Verhör gegeben hatte. Ein Telefongespräch wäre zu auffällig. Aber eine SMS würde sie schreiben können. Hilfe, tippte sie, bin im Kaufhaus und werde verfolgt. Habe den Mörder von Herrn Huber gefunden. K. Baumgartner. Sie hörte Schritte draußen auf der Treppe. Ihr Herz klopfte schneller. Flugs wanderten ihre Finger auf die Taste „senden". In dem Moment wurde die Tür aufgerissen. Der Mann aus dem Forschungszentrum und damit Herrn Hubers Mörder stand im Rahmen. Er steuerte auf sie zu und packte sie am Kragen. „Ich hab sie!", rief er mit einer tiefen Stimme. Die Journalistin zappelte und trat um sich. Doch der Typ hielt sie fest und schob sie gegen die Wand. „Wen haben wir denn da?", fragte er und lächelte sie triumphierend an, „Unsere kleine Schnüffelnase!" „Mörder!", brüllte Katrin ihm ins Gesicht. „Aha, wollen wir noch frech werden? Ich nehme an, du weißt, was mit denen passiert, die zu viel über uns wissen." Die Journalistin brach in Todesangst aus. Wenn dieser Mann zu einem Mord fähig war, konnte er bestimmt auch einen zweiten begehen. Ihr Herz raste, als der Glatzkopf sie aus dem Putzraum zog. Draußen erwartete sie noch ein Mann. Er packte Katrin an der anderen Seite und gemeinsam schleppten sie sie zur nächsten Tür und schoben sie hinein. Es handelte sich um einen Aufzug. Die Angst der Journalistin wurde immer größer. Was harten sie denn jetzt mit ihr vor? Als der Aufzug sein Ziel erreicht hatte und die Türen aufgingen, schrak sie noch mehr zusammen. Sie befanden sich auf dem Flachdach des fünfstöckigen Kaufhauses. Ein Kloß steckte ihr im Hals. Jetzt wusste sie, was die Gangster von ihr wollten. „Neiiiiiiin!", schrie sie. Doch die Männer zogen sie unaufhaltsam zum Rand des Hauses. Sie blickte hinab. Es schwindelte ihr. Was sollte sie nur tun? Wenn sie nur fliegen könnte. Die Männer holten aus, um sie in die Tiefe zu stoßen, doch auf einmal brüllte eine Stimme hinter ihnen „HAAALT!". Katrin erkannte sie sofort. Es war der Kommissar, der sie verhört hatte. Gott sei Dank, schoss es ihr durch den Kopf. D ie beiden Banditen drehten sich um und ließen Katrin los. Sie stolperte, fing sich aber noch rechtzeitig und kletterte hinter ihnen vorbei um wieder auf sicheren Boden zu gelangen. Die Männer wurden festgenommen und Katrin kam es vor, als würde sie von einem Alptraum erwachen.
Ein paar Tage später, als sich die Journalistin von der Aufregung erholt hatte, saß sie in ihrem Büro und schrieb an dem Artikel über den Kinderkrimipreis weiter. Die Kirchturmglocken schlugen zwölf Mal. Katrin schaute aus dem Fenster, sog die erfrischende Frühlingsluft ein und blickte auf das verschlossene Kaufhaus hinab. Ab jetzt würden die Menschen wohl wieder ohne vollgefüllte Tüten durch die Straßen schlendern.