Kelten im Morgenland

Die Sängerin, Harfenistin und Songschreiberin Loreena McKennitt lebt in Kanada. In ihrer Musik spiegelt sich der Klang ihrer Vorfahren und die Erfahrung vieler Reisen durch die Welt
Christoph Forsthoff |
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Die Sängerin, Harfenistin und Songschreiberin Loreena McKennitt lebt in Kanada. In ihrer Musik spiegelt sich der Klang ihrer Vorfahren und die Erfahrung vieler Reisen durch die Welt.

Der Garten. Beete, Wiesen, Felder, die Erde an den Händen: Ja, das Leben und Arbeiten in ihrem Garten in Stratford werde sie dieses Jahr sehr vermissen, sagt Loreena McKennitt. Im Frühjahr und Sommer daheim in der kanadischen Provinz Ontario nicht selbst Hand an Baum und Strauch anlegen – „da fehlt mir schon etwas“. Schicksal einer Reisenden. Derzeit ist die 55-Jährige nämlich auf ausgedehnter Europatour – und macht dabei am Samstag Station in München, in der Philharmonie.

Doch im Grunde ist die Sängerin, Harfenistin, Songschreiberin und Poetin seit drei Jahrzehnten ständig auf Achse. Nicht etwa, weil die Musikerin ihrer ländlichen Heimat überdrüssig wäre. Für sie ist es „wirklich wunderbar, an und mit einem Ort zu leben und dazu zu gehören – weitaus schöner jedefalls, als Städte nur zu besuchen und ein wenig zu erkunden“. Nein, die zarte Frau mit dem gütigen Lächeln drängt es, andere (Musik-)Kulturen und Traditionen kennen zu lernen.

Was einst auf den Spuren ihrer Vorfahren begann, die vor drei Generationen aus Irland und Schottland nach Kanada kamen, hat sie über die Wege und geheimnisvolle Geschichte der Kelten weiter über Griechenland und die Türkei bis auf die Seidenstraße und in die Mongolei geführt. Und ihr obendrein mit 14 Millionen verkaufter Alben einen „Spitzenplatz“ in der New Age-Szene beschert: Zogen doch ihre Wanderungen meist auch „musikalische Reiseberichte“ nach sich und haben in ihrer Musik irische, spanische und orientalische Klänge zusammenfließen und traumverwobene Geschichten von einsamen Inseln und wild schäumenden Gestaden entstehen lassen, an denen neben Harfe und Klavier auch exotische Instrumente wie Drehleier, Nyckelharpa oder Tabla erklingen. Und wenn die sanfte Frau mit dem rötlichen Haar diese tönende Harmonie zelebriert und mit ihren Weisen aus alten Zeiten auf der Spur der Kelten wandelt, entstehen tatsächlich Reisen durch Zeit und Raum, die dem Publikum den Blick in eine andere Welt öffnen.

„Vor allem aber lerne ich mit jeder Reise mehr über mich selbst.“ Die Radtour durch China als Reise in bislang unbekannte Regionen und Abgründe der Seele? Nein, so weit möchte Loreena McKennitt dann doch nicht gehen – jedenfalls nicht im Interview. „Es gibt Privates, das einfach nicht in die Öffentlichkeit gehört.“ Und überhaupt: Im Grunde „führe ich ein ziemlich normales Leben, stehe morgens auf, kaufe meine Zeitung, plausche mit den Leuten im Ort, trinke Kaffee und gehe ins Büro“. Zumindest so lange, gibt sie lachend zu, bis ihr dieser geregelte Alltag „zuviel wird und ich wieder auf Reisen gehe“. Und die musikalische Weltenbummlerin Töne aus dem Morgenland, Rhythmen aus Afrika und mittelalterliche Folklore zurückbringt.

Was sich dann im CD-Regal und den Charts unter der Rubrik „Weltmusik“ wieder findet – und doch so gar nichts über ihre klare, helle Stimme und die feinen, harmonisch-melodischen Stimmungen sagt. Das seien halt Kategorisierungen der Musikindustrie, zuckt McKennitt gleichgültig die Schultern. Nein, sie sorgt sich um etwas ganz anderes: „Dass ich eines Tages als unnormal betrachtet werden könnte.“ Höchste Zeit also, daheim im Garten mal wieder selbst Hand anzulegen.

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