Keiner sagt: Hände hoch, Volksmusik kaufen!
Andy Borg ist Verkleidungskünstler, Moderator und treibende Kraft hinter dem „Musikantenstadl”.
AZ: Herr Borg, sind Sie enttäuscht, dass Karl Moik nicht zum Jubiläums-Stadl kommt?
ANDY BORG: Für mich wäre es das Größte gewesen. Aber der Stachel steckt noch ganz tief bei ihm. Er wird dem ORF den Rausschmiss nie verzeihen. Und ich verstehe ihn auch.
Moik spricht gerne von der „Stadl”-Familie. Wurden Sie gut aufgenommen?
Ja, ich durfte mich in ein gemachtes Nest setzen – in eines aus Watte. Aber in meiner ersten Sendung ging mir nur eines durch den Kopf: Hoffentlich läuft mir das Wasser in die Stiefel und nicht direkt auf den Boden.
Moik war mit dem „Musikantenstadl” in der ganzen Welt. Reisen Sie nicht gerne?
Würden wir heute aus Moskau senden, wäre das doch vom Karl abgekupfert. Aber ich muss oft schmunzeln. Denn wenn ich mit einem Ideechen zur Redaktionssitzung gehe, und die Leute dann erst einmal lange darüber grübeln, ob sie das umsetzen wollen, denke ich: Wie hat denn der Karl denen verklickert, nach Moskau oder China zu fahren? Die müssen ja erst einmal eine Woche im Koma gelegen haben, bevor sie gefragt haben: Meinst du das ernst?
Dafür verkleiden Sie sich gern. Musste man Sie überreden, als Schlumpf oder Fußball aufzutreten?
Nein, im Gegenteil. Meine Frau versucht mich immer zu bremsen, wenn in mir solche Ideen aufkeimen. Für die Verkleidung als Fußball habe ich von ihr einen richtigen Anschiss bekommen, weil sie fand, dass das so doof aussah.
David Hasselhoff war bei Ihnen im Musikantenstadl, ebenso Larry Hagman. Über welchen Gast haben Sie sich am meisten gefreut?
Vor allem fasziniert mich, dass selbst diese Show-Größen sich vor einem Auftritt genauso in die Hose machen wie ich. Und mit David Hasselhoff bin ich ohne Drehgenehmigung im K.I.T.T., dem „Knight-Rider”-Sportwagen, durch die Salzburger Fußgängerzone geheizt. Das war was! Aber es war auch super, mit Mireille Mathieu zu singen, die mich mein Leben lang musikalisch begleitet hat. Für einen Musikanten ist es etwas sehr Intimes, mit jemandem gemeinsam zu singen. Das ist so, als würde man zusammen duschen. Ich sag’ jetzt extra nicht: so wie Sex...
Ihre Frau ist ja immer dabei!
Ja, für mich wäre es undenkbar, eine Show alleine zu beginnen. In der letzten Sekunde bevor ich auf die Bühne gehe, bekomme ich ein Busserl von ihr.
Volkstümliche Musik wird ja gerne belächelt. Ärgern Sie sich darüber?
Am Anfang meiner Karriere hat es mich sehr gestört. Von mir aus kann jemand sagen, dass er das Scheiße findet, was ich mache. Aber es steht niemanden zu, zu sagen, das sei billig und keine Kunst. Wir machen Musik für Menschen, die das freiwillig hören. Niemand aus unserer Branche hat jemals eine CD mit einer Waffe verkauft. Und in einer Zeit, in der acht Millionen Menschen den Fernseher einschalten, um jemanden Känguru-Hoden fressen zu sehen, kann ich nur zitieren: „Das ist eine verrückte Welt.”
Und in dieser verrückten Welt hat der „Musikantenstadl” im vergangenen Jahr sogar wieder an Zuschauern zugelegt...
...so lange es Menschen gibt, die Deutsch sprechen, wird es unsere Musik geben. Wenn man bei uns ein Lied zum ersten Mal hört, und man bereits weiß, wie es weiter geht, dann ist es ein gutes Lied!
Ihre Kinder sind 20 und 24 Jahre, hören die Andy Borg?
Nein, denen fehlt noch das Verständnis. Sie haben zwar alle meine CDs zu Hause, aber die liegen da noch original verpackt rum.