Kein Halt und aus der Traum

„Pinocchio” frei nach Carlo Collodis Roman in Jochen Schölchs Metropol-Theater
von  Michael Stadler

Irgendwie sind wir alle wie Pinocchio, hineingeboren in eine Welt voller Versuchungen und Verbote, verdammt dazu, erwachsen zu werden. Um die Eindämmung sprudelnder Lebenslust geht es Jochen Schölch in seiner Holzbuben-Inszenierung im Metropol-Theater.

Pinocchio wird von seiner Umwelt fies zurechtgestutzt, und natürlich erzwingt die Umsetzung von Carlo Collodis Geschichte auf der Bühne die Freisetzung kreativer Energien. Für dieses Projekt ist Schölch eigentlich der richtige Mann. Und was für ein Aufwand hier getrieben wird! Das Metropol-Theater kooperiert erstmals mit den Stadttheatern Ingolstadt und Fürth. Sieben Darsteller, darunter zwei Ensemblemitglieder aus Ingolstadt, stehen auf der Bühne. Die Lieder wurden von Martyn Jacques, Kopf der „Tiger Lillies”, eigens für diese Inszenierung komponiert. Eine Band spielt beschwingt auf den Spuren von Kurt Weill.

Und es wird einiges an Theatermitteln aufgefahren: Illustrationen und live Gespieltes werden hinten an die Wand projiziert. Die Welt um Pinocchio trägt Maske. In einem Marionettenspiel entledigt sich eine Puppe tragisch ihrer Fäden. Und wenn Pinocchio im Bauch eines Wals landet, fliegen ferngesteuerte Spielzeug-Haie und ein Clownsfisch durch die Luft, dessen Flossen sich jedoch ablösen. Kein Halt und aus der Traum – Pinocchio ist zuletzt wie alle anderen maskiert.

Es steckt einiges an Experimentiergeist in dieser ambitionierten Produktion. Aber die Elemente mögen sich gar nicht zusammenfügen, schon zu Beginn nicht, wenn die Band drei singende Erzähler weniger begleitet als übertönt. Das Trio wird dann aufgelöst, weil jeder hier mal erzählt oder spielt oder irgendwas macht, was dazu führt, dass der Zuschauer nie einen Bezugspunkt findet. Nicht einmal in Pinocchio, den Denise Matthey mit hervorragender Körperbeherrschung spielt. Allein: Für ein Musical müsste der Gesang der Darsteller einfach zuckersüß oder herrlich schräg, auf jeden Fall schön in die Ohren gehen. Da hapert’s sehr. Und die Ideen zünden selten. Pinocchio könnte einem ja erzählen, dass diese Inszenierung den großen Theaterzauber bringt. Aber dabei würde seine Nase sicher mächtig wachsen.

Metropol, bis Fr, dann immer Di bis Sa, 20 Uhr, (außer am Fr, 25.5.), bis 26.5., Tel. 32 19 55 33

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