Kein Grund für Nostalgie, solange es diese Band noch gibt

Nichts ist mehr so, wie es war? Doch: Motörhead spielte im Zenith
von  Christian Jooß

Sie stehe gerade vor einer Werbung für „Winter Jack", simst mir meine Konzertbegleitung und AZ-Klassik-Kollegin nachdem wir uns nach dem Motörhead-Konzert in verschiedene Richtungen nach hause begeben hatten: „Winter Jack” sei Jack Daniels, Apfelsaft, Zimt und Nelken. Kurz: Nichts ist mehr wie es war, schreibt sie. „Lemmy spui auf!”, denn im Zenith war's noch so, wie es sein soll bei dem allvorweihnachtlichen Treffen der Motörhead-Köpfe.

In aller Kürze die Vorbands. Graveyard: Live notwendiger als auf Platte, die man auch durch Led Zeppelin oder Black Sabbath ersetzen kann. Loaded: Sleazy motherfucking Rock für Poser, wie man sie in L.A. findet, mit Duff McKagan, ehemals Bassist von Guns'n'Roses.

Und dann: Suchscheinwerfer, Sirene, „Bomber”. Lemmy Kilmisters Stimme, die den Bühnendunst löchert. Ein Organ mit der Frequenz, die die Soundwand durchdringt, wie ein Schlagbohrer. „The Wörld Is Yours” heißt die Tour, wie die aktuelle Platte. Songs wie „I Know How To Die” mit einem Apokalypse-Gitarrenmoment und „Get Back In Line” fügen sich bruchlos ein in das Feeling, das der statuarische, unvernichtbare Lemmy Kilmister mit „No Sleep 'til Hammersmith” 1981 als Platte für diese Band gesetzt hat. „Orgasmatron”: Rockvater Lemmy als Erfinder des Growlens im Blick von zwei grünen Scheinwerferaugen.

Die Strahlen der Headlights schneiden genau ein Gitarrensolo von Philip Campbell aus der Show, ein Animal-Drumer-Solo des Übertiers Mikkey Dee. Motörhead mögen wirken, wie eine grobe Band. Aber sie haben das Klang-Image des Rock'n'Roll, wie wir ihn heute verstehen, durchgesetzt. Davor muss man den Cobwoyhut ziehen. Eineinhalb Stunden. Den „Whorehouse Blues” mit zwei akustischen Gitarren und Lemmy an der Blues-Harp gibt's als Zugabe. Dann „Ace of Spades” und „Overkill” - keine Fragen offen.

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