Katholische Aufklärung
Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ mit den Münchner Philharmonikern und dem Philharmonischen Chor im Gasteig
Die längeren Bemühungen um historische Aufführungspraxis beim Orchester der Stadt in Ehren – aber so richtig platzte der Knoten erst jetzt: Unter Thomas Hengelbrock gelang den Philharmonikern samt Chor eine rundum erstklassige Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“.
Schon bei der „Vorstellung des Chaos“ überschriebenen Ouvertüre zeichnete sich Außerordentliches ab: Gleichsam auf der Stuhlkante wurde gespielt, jede Linie bei äußerster Zurückhaltung mit höchstem Ausdruck aufgeladen. Bläser und Streicher wagten und gewannen mit dem, was das Schwerste ist und den Phiharmonikern oft nicht leicht fällt: einer sehr leisen, dennoch höchst spannungsvoll gespielten Musik. Danach strahlte der Chor beim „Es werde Licht“ wie ein Feuerwerk.
Bis zum Schluss holte Hengelbrock den katholischen Optimismus Haydns mit aufklärerischer Klarheit und ohne romantischen Bombast heraus. Der Dirigent wirkt in der Aufführung locker und kollegial, schien aber bei den Proben unmissverständlich deutlich gemacht zu haben, was er zu hören wünscht. Die Philharmoniker mussten bei dezenter Vibrato-Zurückhaltung nicht über den Schatten springen: Der runde, warme Ton blieb erhalten. Für eine historisierende Farbe sorgte der vorzügliche, wie improvisiert spielende Florian Birsak am Hammerklavier.
Wie stets in dieser leidigen Halle musste man sich im Mittelblock den Gesang der Solisten zurecht hören. Bei Reinhard Hagen (Bass) und dem Tenor Christian Elsner blieben keine Wünsche offen. Das leicht gequetschte Timbre der Sopranistin Luba Orgonasova passte nicht recht zur Schlichtheit Evas. Aber sonst: von alledem bitte mehr (wieder am Mitwoch, 20 Uhr, und Donnerstag, 19 Uhr, im Gasteig). Robert Braunmüller
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