Karl Markovics: Freude und Verzweiflung
Das ZDF zeigt den oscarprämierten Film „Die Fälscher". Hauptdarsteller Karl Markovics spricht über seine besondere Rolle, Stimmungswechsel eines Schauspielers, Durststrecken und Höhepunkte
Vor dem Erfolg stand die Verzweiflung. „Nach der längsten Flaute in meiner Karriere habe ich mir ernsthaft Gedanken gemacht, wie es weiter gehen soll“, sagt der Österreicher Karl Markovics. Der Mann mit der markanten Nase spielt in dem KZ-Drama „Die Fälscher“ die Hauptrolle – nur wenige Menschen aber fanden anfangs den Weg ins Kino.
„Es war ein großes Stimmungstief“, sagt Markovics der AZ. Bis zu dem Morgen, als die Mitteilung kam, dass „Die Fälscher“ Oscar-nominiert sei. „Die aufgeregte Freude in den Vormonaten war spannender und schöner als der eigentliche Gewinn“, sagt der 44-Jährige. Die Verfilmung der größten Geldfälscheraktion aller Zeiten, bei der die Nazis KZ-Häflinge zwangen, ausländische Blüten herzustellen, bekam bei der Verleihung 2008 die Trophäe als „Bester fremdsprachiger Film“. Das ZDF ist Koproduzent und zeigt das Drama am Mittwoch um 20.15 Uhr.
Dass auf eine Niederlage ein Erfolg kommt, musste der Sohn einer Verkäuferin und eines Busfahrers früh lernen. Nach dem Wehrdienst bewarb er sich am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und wurde abgelehnt. Doch Markovics gab nicht auf, spielte am Separationstheater Wien, 1987 wechselte er zum Wiener Ensemble. 1993 spielte er schließlich den Kirchingerwirt in Paul Harathers Roadmovie „Indien“. 1994 bekam er dann seine bis dahin populärste Rolle – die des hundescheuen Bezirksinspektors Stockinger in der ORF-Serie „Kommissar Rex“. Später durfte er als grantelnder Stockinger sogar ohne Rex und Tobias Moretti in der eigenen Serie ermitteln. Doch mit der Rolle wurde es schwierig, sich „im Film oder gar im Kino durchzusetzen“, sagt Markovics, der deshalb eine Fortsetzung ablehnte.
Als dann tatsäschlich das Angebot kam, in Stefan Ruzowitzkys „Die Fälscher“ den Juden Salomon Sorowitsch zu spielen, wusste Markovics sofort: „So eine Rolle bekommst du nur einmal im Leben“ – und lehnte ab. „Ich war selbst verblüfft“, sagt er heute, „aber meine Begeisterung war so groß, dass ich dachte, dem ernsten Thema nicht mehr gerecht zu werden.“ Stundenlange Gespräche mit Regisseur Ruzowitzky folgten und Markovics sagte doch zu.
Der Film beruht auf den Erinnerungen des Zeitzeugen Adolf Burger. Zwischen den Film-Baracken stand der Schauspieler mit dem Überlebenden und wusste nicht, was er sagen sollte. „In dieser nachgebauten Vergangenheit war es mir unmöglich, einfach zu plaudern.“ Später habe ihn Burger sogar als seinen besten Freund bezeichnet. „Das war eine sehr große Ehre.“
Trotz Oscar-Ehre, sein Leben wollte Markovics nie gen Hollywood ausrichten. Gerade stand er für Jo Baiers „Henry IV“ vor der Kamera – wie so oft wieder in einer Nebenrolle. Er spielt Admiral Coligny, „ein berühmter Feldherr, Hugenotte und das erste prominente Opfer der Bartholomäusnacht“. Filme, die mit den Lockmitteln des Massenkinos – den großen Gefühlen – arbeiten, interessieren ihn, sagt er. „Da bekommt das Publikum eine komplexe Geschichte vermittelt und wird doch unterhalten.“
akk, aka
„Die Fälscher“ zeigt das ZDF am Mittwoch, 28. Januar 2009, um 20.15 Uhr
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