Jugendliche Energien

Dem Nachwuchs eine Chance: Mariss Jansons dirigierte das Landesjugendorchester, für das die Musiker vom Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als Paten wirken
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Dem Nachwuchs eine Chance: Mariss Jansons dirigierte das Landesjugendorchester, für das die Musiker vom Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als Paten wirken

Jugendarbeit ist Chefsache. Mit Ausnahme von Christian Thielemann haben das die Dirigenten unserer Großorchester begriffen. Kent Nagano eröffnet alljährlich das Festspielkonzert von „Oper für alle“ mit dem Jugendorchester Attacca. Es ist mehr auf den menschlich-künstlerischen Austausch gepolt, während sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks der Eliteföderung verschrieben hat.

Am Sonntag bot ein Konzert im Herkulessaal das ganze Spektrum der Nachwuchsarbeit des BR-Edelklangkörpers. Mariss Jansons nahm sich ein Wochenende Zeit, um mit dem Landesjugendorchester zu proben, das sich überwiegend aus Preisträgern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ zusammensetzt und von den Profis des Symphonieorchesters betreut wird.

Klangschön und spröde

Den Anfang machten jedoch die Mitglieder der 2001 gegründeten Orchesterakademie, in der Hochschulabsolventen durch die Mitwirkung in normalen Konzerten den Alltag eines Musikers kennenlernen. Daneben werden sie durch mentales Training auf die stressigen Probespiele vorbereitet, die bei einer Bewerbung auf feste Stellen zu absolvieren sind.

In den musikalischen Paris-Bildern der „Suite Symphonique“ imponierten die Akademisten unter Mariss Janons mit rhythmischer Wendigkeit und solistischer Brillanz. Gemeinsam mit Musikern des Symphonieorchesters begleiteten ihre Bläser anschließend den Bayerischen Landesjugendchor in der Messe von Igor Strawinsky, die filigran klingen muss und immer wieder für Sekunden gewichtig auftrumpft. Die von Mitgliedern des BR-Chors unterstützten Sänger entledigten sich dieses abstrakten Werks so klangschön, dass es für keine Sekunde spröde wirkte.

Gute Nerven

Danach eröffnete der erst 14-jährige Trompeter des Landesjugendorchesters mit den Nerven eines Profis den Rundgang durch Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“. Die grotesken Sätze profitierten von der Frische des Zugriffs, die eleganten von der Erfahrung des Dirigenten. Die auch bei berühmten Orchestern nicht ausbleibenden Rohheiten waren gemildert. Der Saxofonist blieb im „Alten Schloss“ diskret, der Karren rasselte nicht gleich wie eine Panzerarmee. Das Große Tor von Kiew wurde Zug um Zug, aber ohne Brutalität gesteigert. Dass Mariss Jansons bei „Samuel Goldenberg und Schmuyle“ Ravels Instrumentierung unnötigerweise um recht gewöhnliche Schlagzeug-Effekte bereichert hatte, war spätestens beim Schlussjubel wieder vergessen. Denn sein Engagement für die Jugendarbeit ist spürbar mehr als eine Pflichtübung. Sie kommt von Herzen, wie sein ganzes Musizieren.

Robert Braunmüller

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.