Jesus, Luther und das Wort zum Sonntag
Auch das kann Punk sein: Nina Hagen feiert in der Muffathalle mit Erweckungspredigt.
Eine schrille Punk-Oma aus der Mottenkiste? Ein Gesamtkunstwerk aus peinlichen Sprüchen, Kinderklamotten und Musik, das von einem Fettnäpfchen ins andere hüpft? Die Erwartungen an Nina Hagen mit ihrer aktuellen CD „Volksbeat“ in der gut besuchten Muffathalle waren groß und verschiedenster Art. Aber dass aus dem Abend schließlich Ninas Wort zum Sonntag wurde, damit hatten wenige gerechnet.
Anfangs gibt Nina Hagen noch ein bisschen das ungezogene Punk-Gör, lässt das „r“ rollen wie in ihren besten Zeiten, gefällt sich in quietschbunten Ansagen, doch sehr schnell kümmert sie sich um Themen wie Krieg und Frieden, Rüsten und Wettrüsten, um die Rolle der Kriegsindustrie in Deutschland. Werke von Brecht, Dylan, Biermann und auch Luther.
Schon ist sie drin im Thema, fängt mit Luther an, „Das 5. Gebot“ zu beleuchten, du sollst nicht töten, So geht es thematisch weiter, „Jesus ist ein Freund von mir“, „Süßes, süßes Lied der Errettung“, „Personal Jesus“ und viele Songs dieser Art mehr. Einzeln wunderschön, in der Masse jedoch fast schon aufdringlich. Zumal ja immer noch die erleuchteten Moderationen von Frau Hagen dazukommen.
Die Musik druckvoll, sensibel und quer durch alle Stilrichtungen. Blues, Ska, Reggae, Gospel, Rock. Nur alte Hits gibt es nicht, nicht mal in der Zugabe. Wo doch alle auf „Unbeschreiblich weiblich“ und „TV-Glotzer“ gewartet haben. Lediglich „My Way“ von Frank Sinatra ist im Programm. Kleiner Trost: Jeder Konzertbesucher bekommt das Johannes-Evangelium als Hörbuch auf CD für den Heimweg mit.