Jess Jochimsen: Hochzeiten ab zwei Personen
In der Lach- und Schießgesellschaft spielt Jess Jochimsen sein Kabarettsolo „Durst ist schlimmer als Heimweh“
Jess Jochimsen täuscht ganz gut an: Entspannt plaudert sich der Freiburger Kabarettist in sein Programm „Durst ist schlimmer als Heimweh“ (ein Satz von Erich Kästner) hinein und warnt, wenn’s langweilig werde, wolle er Dias zeigen.
In der entspannten Plauderei verqirlt Jochimsen gekonnt Erfahrungen mit seinem Sohn, groteske Kneipen-Erlebnisse und absurde Eindrücke von Reisen. Und allmählich fügt sich sein kleines Kaleidoskop zum , „depressiven Jahresrückblick“, der die Stimmung der Nation spiegelt. Im Rock’n’Roll ging’s noch um Sex und Drogen, heute singen Silbermond „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit“ und Hochzeiter bedanken sich für die Erfüllung eines „langgehegten Geschirrwunsches“. Zum Glück gibt es außer den neuen Yuppies, depressiven Astronauten, erfolglosen Politikern und dicken Kindern, die es schwer haben, noch Tresen-Originale mit aberwitzigen Stories oder einen Wahnsinnigen, der als Running Gag mit ausgebreiteten Armen fleht: „Ich will kennengelernt werden.“
Am wunderbarsten und perfidesten aber fängt Jess Jochimsen Deutschlands trashige Tristesse in seinen Dias ein: verkommene Kneipenfassaden mit aberwitzigen Namen oder Verbotsschilder an Hauswänden enthüllen unerwartete Komik. So offeriert eine Gaststätte „Hochzeiten ab zwei Personen“.
Gabriella Lorenz
Lach- und Schießgesellschaft, bis Samstag, 20 Uhr, Tel. 39 19 97