Irre sind menschlich

„Das schaffen wir schon”: Eine italienische Tragikomödie als reale, sympathische Utopie
Adrian Prechtel |
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Was erzählt diese Wörterreihe: „Tollhaus”, „Irrenhaus”, „Irrenanstalt”, „Nervenheilanstalt”, „Nervenklinik”? Menschlichen Fortschritt. Denn mit fortschreitender Forschung ging man vom Wegsperren zur Behandlung über! Ein radikales Experiment wagte aber Italien. Nach einem Schock über die Zustände in den Ruhigstellungs-Gefängnissen wurden per Gesetz zwangsbehandlungen reduziert und Patienten entlassen. Jetzt musste man die „armen Irren” also ernsthaft beschäftigen, anstatt sie nur Tüten kleben zu lassen. Diese tragikomische Situation greift Regisseur Giuglio Manfredonia auf.

Im Wechselbad aus Gelingen und Scheitern

Der Radikal-Provokateur Lars von Trier hat 1998 mit seinem Spielfilm „Idioten” im Dokumentarstil einen irritierend harten Film über die Bürgerschrecks-Wucht von Geisteskrankheiten gedreht. Einen viel sympathischeren, typisch italienischen, aber auch utopischen Weg geht der Film „Das schaffen wir schon”.
Ein durchaus fortschrittlicher, optimistischer Gewerkschafter (Claudio Bisio) übernimmt ein Team Nervenkranker und baut mit ihnen eine Kooperative fürs Parkettlegen auf. Er schert sich wenig um die Absonderlichkeiten seiner Mitarbeiter, was genau aus ihnen das rauskitzelt, was sie haben: Kreativität und Begeisterung trotz leichtem Chaos.
Augenzwinkernd wird schnell klar: Es ist auch die antibürgerliche Zeit der späten 70er, Anfang der 80er, die in dieser Geschichte einem großen sozialen Experiment Raum gibt. Im Wechselbad aus Gelingen und Scheitern wird klar: Irre zu sein, ist ganz schön menschlich. Und weil die Zeiten freier sind, akzeptiert ein reicher Auftraggeber auch mal den Kommunistenstern als Einlegearbeit im Wohnzimmerparkett. Der Film wird in italienischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt, weil Italienisch halt doch oft ein irres Tempo hat.

Kino: Theatiner (OmU)
R: G. Manfredonia (I, 110 Min.)

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