"Irmingard" - Gewollt trashig im Nationaltheater
Miefig glupscht die Prinzessin mit dem schiefen Krönchen. Der Prinz grinst wie ein Honigkuchenpferd. „Irmingard“ heißt die Oper in zwei Akten, zu erleben im Rahmen der Opernfestspiele im Nationaltheater.
Die siebenköpfige österreichische Blasmusiktruppe Mnozil Brass, schon länger im Feld zwischen Musik und Kabarett unterwegs, fungiert als Orchester und Darsteller in einem. Gewollt trashig reimt sich das Stück über Bertl, den Prinz aus Melk, der des Kaisers Enkelin Irmingard liebt, voran. Trompeten, Posaunen und die Tuba benutzen ohne Schwellenangst Klassik, Volksmusik, Pop und Weltmusik als Zitatvorlage für die Lacher über Musikklischees. Posse und Travestie, reduziert auf sieben Künstler und wenige Requisiten – das wäre in seiner Konzeption grundsätzlich die Grundlage für einen schön wüsten Abend.
Im zweiten Akt ist das Spiel davon befreit, die lässliche Handlung voranzutreiben, kann sich ganz auf wenige Momente, wie das Einschläfern eines Drachen konzentrieren. Die Sehnsuchtsszene mit Blockflöte und Ukulele ist in ihrer absurden Diskrepanz zwischen Riesenbühne und Miniklang die Komischste des Abends.
Problematisch allerdings die Haltung des zwinkernden Einverständnisses mit dem Publikum. Eigentlich „seriöse“ Musiker erlauben sich einen „Spaß“ in Anführungszeichen. Einen Spaß allerdings erlaubt man sich nicht, den nimmt man sich einfach. Spürbar ist diese devote Haltung, wenn die Pause nach dem schlechten Reim als Lachpause auffällig freigehalten wird. Das ist weit von der anarchischen Übernahme des Hochkulturraumes Oper entfernt. Und damit im Ergebnis so harmlos wie überflüssig.
Christian Jooß
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