In eisigen Höhen

"Nanga Parbat" - Fantastische Bergaufnahmen umrahmen die Geschichte um die Bruderbeziehung zwischen Reinhold und Günther Messner. Der Film verliert aber trotzdem an Spannung.
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"Nanga Parbat" - Fantastische Bergaufnahmen umrahmen die Geschichte um die Bruderbeziehung zwischen Reinhold und Günther Messner. Der Film verliert aber trotzdem an Spannung.

Allein für seinen Mut hätte Joseph Vilsmaier einen Oscar verdient. Es gibt nicht viele Menschen, die sich eine so enge Zusammenarbeit mit Reinhold Messner zugetraut hätten, gilt dieser doch als extrem meinungsdominant in Bezug auf sein persönliches Lebenstrauma: den Verlust des jüngeren Bruders Günther beim gemeinsamen Abstieg vom Nanga Parbat im Sommer 1970.

Dass der Film über den umstrittensten und meist diskutierten Fall der jüngeren Alpingeschichte nun der Version der Südtiroler Berglegende folgt und die kritischen Stimmen der damaligen Expeditionsteilnehmer unterschlägt, ist in dieser Ausgangslage unvermeidlich.

Ins Zentrum dieses tödlichen Dramas in eisigen Höhen hat Vilsmaier die Bruderbeziehung gestellt, die mit atmosphärisch wunderschönen Rückblenden in die fünfziger Jahre einsetzt. Zwei unbekümmerte Jungen, denen das Klettern zunächst eine Mischung aus Abenteuer und Lausbubenstreich ist, später das Mittel, der Enge der dörflichen Gesellschaft und den begrenzten Lebensentwürfen zu entkommen. Je höher die Wand, desto größer die Freiheit.

Fantastische Bergaufnahmen in den Dolomiten und später in Pakistan bilden die Höhepunkte des Films, ebenso die Dokumentation der Nanga-Parbat-Expedition unter dem arg herrisch geratenen Karl-Maria Herrligkoffer (Karl Markovics), ein Verfechters des Kollektivs und Feind der individuellen Bergsteigerfreiheit, wie sie die Messners verkörpern.

Warum der Film eigentümlicherweise an Kino-Spannung verliert, wenn das Bergdrama in der Todeszone erst beginnt, bleibt ein Geheimnis des Schnitts. So prägen sich dem Zuschauer die von Oscar-Preisträger Gustavo Santaollala („Brokeback Mountain“, „Babel“) entworfenen, eiskalten Gitarrenklänge zu den Aufnahmen der gigantischen Flanken und Abgründe mehr ein als die erschöpften Gesichter der um ihr Leben kämpfenden Bergsteiger.

Volker Isfort

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